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Stuttgart arbeitende Schuhmacher aufzuzählen sind, befinden sich hier 5 Schildwirthschaften, von denen 2 zugleich Bierbrauereien besitzen. Auf der Markung liegen 2 Steinbrüche, einer südlich vom Ort liefert gute Keuperwerksteine, von denen zum Theil die, Gaisburg gegenüber gelegene Villa des Kronprinzen (Stuttgarter Markung) erbaut wurde, der andere, im Wald gelegene, ist ein grobkörniger, weißer Keupersandsteinbruch, der auf Fegsand und Bausteine abgebaut wird.

Die Gemeinde besitzt 167 Morgen Nadelholzwald, aus welchem 57 Klafter und 1800 Wellen geschlagen und den Bürgern zu 1/4 Klafter jährlich unentgeldlich abgegeben werden; desgleichen 18 M. 1/2 Vrtl. 10 Ruthen Wiesen in den sogenannten Theilezen am Rain und an der Straße, welche Graf Ulrich von Württemberg im Jahr 1467 „den armen Lüten zu Gaisburg" gegen einen von der Gemeinde zu entrichtenden Martinzins erblehensweise überließ, sie sind anfänglich halbmorgen-, später viertelweise unter die Bürger zur Nutznießung vertheilt worden und werden nun halbviertelweise als unentgeldliche Nutzung abgegeben, in welche die Bürger nach der Zeit der Erlangung des Activbürgerrechts eintreten, wogegen die jüngeren Bürger, für welche die Theilländer nicht zureichen, je 1/8 Morgen von dem der Gemeinde gehörigen, größtentheUs mit Bäumen ausgesetzten Viehwasen gegen ein niedrig bestimmtes Pachtgeld von 1 fl. 30 kr. bis 2 fl., mit Vorbehalt des Obstes für die Gemeinde, zum Genusse erhalten. Das Geldvermögen der Gemeinde besteht nach der Rechnung von 1848/49 in 2921 fl. Activen, auf welchen aber 2530 fl. Passiven haften. An Gemeindeschaden wird alljährlich eine den Betrag der Staatssteuer weit übersteigende Summe umgelegt. Die Stiftungspflege hatte im Jahr 1848 nur 1384 fl., während ihr Grundstockssoll auf 1801 fl. gesetzt ist; sie bestritt bis zum Jahr 1837 außer den Kosten für Kirche und Gottesdienst auch die Armen- und einen Theil der Schulkosten, vereinigte sich aber in jenem Jahre mit der Gemeindepflege dahin, daß diese die letzteren ganz übernehme.

Nach dem Lagerbuch von 1701 steht der große Zehenten zu 1/3 der Herrschaft Württemberg und zu 2/3 dem Stifte Stuttgart zu; gegenwärtig wird derselbe von dem Staate allein bezogen und ist an die Gemeinde verpachtet. Der von der Pfarrei auf die Staatsfinanzverwaltung übernommene kleine und Obstzehente sowie der der letzteren längst zugehörige Weinzehenten ist ebenfalls an die Gemeinde verpachtet. Den Heuzehenten aus 85 Morgen hat die Gemeinde im Jahr 1838–39 von der Staatsfinanzverwaltung für 812 fl. 48 kr. abgekauft. Ein Bodenweingefäll wurde im Jahr 1846 mit 414 fl. abgelöst. Die übrigen noch auf der Gemeinde ruhenden Grundlasten sind von keinem Belang.

Der Ort gehörte zur ältesten Grafschaft Württemberg. Um’s Jahr

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Stuttgart, Amt. J. B. Müller's Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1851, Seite 161. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartAmt_161.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)