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Heumaden,
Gemeinde III. Kl. mit 485 Einw. Ev. Pfarrei.

Das Pfarrdorf Heumaden ist ein und dreiviertel Stunden südöstlich von Stuttgart, am östlichen Saume der Filderebene, auf einem flachen, gegen das Neckarthal sanft geneigten Bergrücken, von dem man eine schöne Aussicht in das Neckarthal und an den gesegneten, obstreichen Höhenzug der Eßlinger Höfe genießt, zwischen der tief eingeschnittenen Steinklinge und dem noch tieferen Rohracker Thälchen gelegen. Von der Südwestseite gewährt das Dorf mit seiner am obern Rande der Steinklinge gelegenen Pfarrkirche, um die sich die Häuser dicht zusammendrängen, eine liebliche Ansicht. Der kleine ländliche Ort ist ziemlich abgelegen und wird durch eine kunstgerechte Seitenstraße in südwestlicher Richtung mit der Vicinalstraße von Stuttgart nach Ruith, welche 1/4 Stunde südlich vom Ort die Ortsmarkung durchschneidet, in Verbindung gesetzt, während eine andere nach Hedelfingen führende Straße, welche nicht chaussirt und sehr steil ist, den Verkehr mit dem Neckarthale, jedoch nur nothdürftig, vermittelt. In heißen Sommern tritt öfters Wassermangel ein und die Einwohner sind genöthigt, außerhalb des Dorfes ihr Wasser zu holen. Für den Ökonomiegebrauch und für den Fall der Feuersgefahr bestehen am nordwestlichen Ende des Orts zwei Weiher, von denen der größere 2/8 Morgen hält. Die Luft ist rein und gesund, die Ernte tritt gegen die übrigen Filderorte um 8–10 Tage später ein. Hagelschlag kommt selten vor.

Am südlichen Ende des Orts steht die einfache, unansehnliche Kirche, deren Chor mit gothischen Fenstern einer besseren Zeit angehört, als das, mit verschiedenartigen geschmacklosen Lichtöffnungen versehene Schiff. Im Innern ist aus Holz gut geschnitten das Bild des Gekreuzigten. Ein viereckiger, kleiner Thurm mit Spitzdach, der auf den westlichen First aufgesetzt ist, enthält 2 Glocken, die kleinere ist mit der Inschrift: „sancta Otilia, ora pro nobis Deum“ im Jahr 1480 gegossen, die größere im Jahr 1667 von Hans Jakob Ernst in Eßlingen. Die Baulast der Kirche hat die Stiftungspflege, die aber wegen Mittellosigkeit von der Gemeinde unterstützt wird. Der Begräbnißplatz, welchen man 1817 gegen Süden erweiterte, war früher sammt Kirche und Pfarrhaus mit einer 15′ hohen, burgartigen Mauer umgeben, an deren Stelle man, um Licht zu gewinnen, im Jahr 1841 einen hölzernen Zaun setzte. Das frei und angenehm gelegene Pfarrhaus, welches nebst der dabei befindlichen Scheuer im Eigenthum und in der Unterhaltungspflicht der Gemeinde steht, ist 1772 erbaut und gut erhalten. Im Erdgeschosse des Rathhauses, das nach einer über der Thüre angebrachten Jahrszahl 1684 erbaut wurde, befindet sich zugleich

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Stuttgart, Amt. J. B. Müller’s Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1851, Seite 165. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartAmt_165.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)