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vorherrschend und im Zunehmen; der mittlere Obstertrag kann zu 8000 bis 10.000 Simri angeschlagen werden; neben dem Mostobst werden die meisten edlen Birn- und Äpfelsorten vielfach gezogen und in Handel gebracht. Zwetschgen und Kirschen, obgleich sie gut gedeihen, findet man wenige. Die Wiesen sind besonders ergiebig und erzeugen ein nahrhaftes Futter. Die Preise der Güter bewegen sich zwischen 400 und 600 fl. Die Viehzucht, die nur der Milch wegen getrieben wird, ist nicht bedeutend; die Verpflichtung zur Faselviehhaltung ruht auf der Gemeinde. Außer den 7 Privat-Steinbrüchen, die theils auf Pflastersteine (Liaskalk), theils auf Bausteine (weißer Keupersandstein), hier betrieben werden, beschränken sich die Gewerbe nur auf die gewöhnlichsten; dagegen sind mehrere Schuhmacher angesessen. Der Ort hat zwei Schildwirthschaften, von denen eine zugleich Bierbrauerei ist.

Die ökonomische Lage der Gemeinde als Corporation ist eine höchst ungünstige. Außer dem Rathhaus und dem Schulhaus und 223/8 Morgen ehemaligen Staatswalds, wo ihre Steingruben sind, besitzt sie nicht ganz zwei Morgen Grundeigenthum. Auf der Gemeindepflege ruhen 2450 fl. Passiv-Capitalien; alljährlich muß das Doppelte, ja oft Dreifache der Staatssteuer als Gemeindeschaden umgelegt werden. Die örtliche Stiftungspflege hat nur 743 fl. Vermögen. Vor den Theuerungsjahren belief sich die Summe der versicherten Passiv-Capitalien der Gemeindeangehörigen auf 93.632 fl. Die gemeinschaftlichen Kirchen- und Kultkosten hat die Stiftungspflege Vaihingen zu bestreiten (s. u.). Den großen Zehenten bezieht die Stiftungsverwaltung Eßlingen; der kleine und der Heuzehenten gehört derselben, ist aber der Pfarrei Vaihingen als Besoldungstheil überlassen; die Grundgefälle, welche nach den Gesetzen von 1836 ablösbar waren, sind abgelöst. Als Eßlingen noch Reichsstadt war, gehörte dieser die kirchliche Jurisdiction im Orte.

Die früheste Erwähnung Kaltenthals geschieht um’s Jahr 1125; in einer Kl. Hirschauer Urkunde aus jener Zeit sind Zeugen: Ruggerus et Sigebolt filii domni Engelboldi de Kaltendal (Cod. Hirsaug. 57). Möglich ist, daß einer dieser Brüder ein Ahnherr der späteren Herren von Kaltenthal war. Unter diesen treten auf im Jahr 1236 Febr. 8 Gothefridus de Kaltindal, im Jahr 1270 Waltherus de Kaltenthal (Sattler, Grafen 1 Beilage Nr. 3), und seitdem eine ununterbrochene Reihe dieser Herren; im Jahr 1278 Nov. 3 wird Walther von Kaltenthal von Graf Ulrich von Tübingen mit dem Orte Eltingen belehnt.[1] Im Jahr 1281 nach Jacobi hatte die Veste Kaltenthal eine Belagerung durch die Eßlinger Bürger zu bestehen (Chron. Sindelf.).

  1. Als württemb. „Dienstmann,“ und zwar Graf Eberhard’s, erscheint Johann von Kaltenthal, ein Ritter, i. J. 1303. Salemer Schenkungsbuch in Carlsr. 3, 317.
Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Stuttgart, Amt. J. B. Müller's Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1851, Seite 171. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartAmt_171.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)