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sind) und wird als Weide benützt, ist übrigens, je nach der Beschaffenheit und Lage mit fruchtbaren oder wilden Bäumen ausgesetzt. Das Geldvermögen der Gemeinde besteht nach der Rechnung von 1848/49 aus 1385 fl.; die Schulden betragen 2222 fl.

Bürgerliche Nutzungen finden keine statt. Die Gemeindeschadensumlage beläuft sich auf jährliche 800 fl. (die Staatssteuer ist 891 fl.). An versicherten Passivkapitalien ruht auf den Ortsangehörigen die Summe von 76.316 fl.

Der Zustand der Rindviehzucht ist im Allgemeinen gut und verbessert sich durch die Zucht der Simmenthaler Race, neben der auch die Land-Race noch besteht, immer mehr. Die Schaf-Weide, welche verpachtet ist und nebst Pferchgeld der Gemeinde jährlich 12–1400 fl. einträgt, nährt 400 feine Bastarde, denen ein westlich vom Ort gelegenes Schafhaus zur Überwinterung dient.

Von den Gewerben ist die Leinwandweberei beträchtlich; auch gibt es viele, meist auswärts arbeitende Steinhauer, Zimmerleute und Maurer. An Wochenmärkten gehen 20–30 Personen nach Stuttgart, die dort Obst, Flachs, Hanf, Eier und Butter absetzen. Milch wird täglich hier aufgekauft und ebenfalls nach Stuttgart gebracht. Der Ort hat 3 Schildwirthschaften und 2 Mühlen.

Der große und der Weinzehenten steht dem Staat aus eigenem Rechte, der kleine in Folge der Verwandlung des Pfarreinkommens zu. Der Heuzehente, welcher der Pfarrei gehörte, wurde 1838 mit 2152 fl. 48 kr. abgelöst; ebenso ist die Ablösung aller übrigen ablösbaren Grundlasten und insbesondere im Jahr 1840 die Ablösung der Gülten und Landachten mit einem Kapital von 5754 fl. erfolgt.

Durch den östlichen Theil des Orts führte eine Römerstraße und im Ort selbst, besonders in der Nähe des einzigen laufenden Brunnens, stößt man häufig auf Grundmauern, Gebäudeschutt und Gefäßefragmente, die ein hohes Alterthum beurkunden und zum Theil unverkennbar römisch sind. Es wurden sogar Postamente gefunden, welche Reste eines zerstörten Hypocaustums zu seyn scheinen. Übrigens muß hier vorsichtig der ältere Schutt von dem späteren unterschieden werden, da der Ort 1449 abbrannte (s. u.) und von dieser Zerstörung noch viele Spuren zurückgeblieben sind. Im südlichen Theile des Orts fand man beim Graben eines Kellers eine Reihe Gräber, in denen Skelette, Waffen und Perlen von Glasfluß und Gagat lagen, ähnlich den Gräbern, wie sie bei Canstatt und anderen Orten getroffen werden. Östlich von Kemnath wurde auf dem s. g. Stockhäuser Felde eine weit hinziehende irdene Teuchellage aufgedeckt.

Der Name stammt vom altdeutschen Keminât, Kemnât, d. h. Zimmer,

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Stuttgart, Amt. J. B. Müller's Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1851, Seite 177. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartAmt_177.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)