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ließen. Die Schneider wurden im Jahr 1605 in die Eßlinger Zunft aufgenommen und bekamen im Jahr 1717 eine eigene Ordnung.

Was die hiesige Pfarrei (ecclesia S. Mariae, Martini, Barbarae et Catharinae) betrifft, so gelangte der Kirchensatz, welcher, wie bereits erwähnt, im Jahr 1324 in gräflich württembergischen Besitz gekommen war, durch den oben angeführten Vertrag vom October 1378 an den Eßlinger Spital; diesem incorporirte die Kirche Papst Bonifaz IX. im Jahr 1395. – Im Jahr 1460 wurde über den Wiederaufbau des eingestürzten Kirchthurmes mit Hans Böblinger ein Accord geschlossen und demselben 450 Pfd. dafür bewilligt; auf Bitten Eßlingens erlaubte darauf der Bischof von Constanz zur Unterstützung der Gemeinde für den Kirchenbau Collecten in seinem Sprengel.

Am Steinenbach, 1/4 südlich von Möhringen, stand die Marienkapelle, auch Frauenkirche genannt, deren Gründung folgenden Anlaß hatte. Im Jahr 1480 fiel der Sohn eines Bauern beim Hinausfahren auf den Acker von seines Vaters Wagen und starb durch die Räder zerquetscht, worauf der Vater an dem Unglücksplatze ein Steinbild setzen ließ. Bald wallfahrtete man zu diesem, brachte Kranke dahin und baute „wegen der vielen Wunderlichen, welche hier geschehen“, daselbst eine Kapelle, welche vom Bischof von Constanz eingeweiht wurde, worauf der Spital einen Frühmesser an ihr anstellte. Bis zur Reformation wurde die Kapelle stark besucht; hierauf zerfiel sie und lag schon 1600 in Trümmern.

Im Jahr 1449 brannte Graf Ulrich von Württemberg in der Fehde gegen die Reichsstädte, insbesondere gegen Eßlingen, das Dorf nieder. Nach dem unglücklichen Ausgange des schmalkaldischen Krieges (1546) hatte Möhringen durch Quartiere des kaiserlichen Kriegsvolkes zu leiden. Die schwersten Zeiten, welche schon 1619 begannen und erst 1650 endeten, kamen aber im 30jährigen Krieg über den Ort, der im Sept. 1634 ausgeplündert wurde und im Jahr 1647 als Sammelplatz des von Tübingen weggezogenen französischen Heeres viele Drangsale zu erdulden hatte; in jenen Zeiten flüchteten die meisten Einwohner nach Stuttgart und Eßlingen. Neue Leiden brachten die französischen Kriege seit 1673.

Wie schon oben im allgemeinen Theile erwähnt wurde, kam Möhringen im Jahre 1802/3 an Württemberg.

Noch ist der sogenannten Kreuzlinde zu gedenken, die unfern dem östlichen Ende des Dorfs an der Straße nach Stuttgart auf einem Erdhügel stand, der mit 7 steinernen Kreuzen besetzt war. Vor einigen Jahren ließ man die Linde fällen und den Hügel abtragen, dabei wurde ein noch ziemlich erhaltenes menschliches Gerippe, neben dem eine eiserne messerartige Waffe lag, gefunden. An der Stelle der alten Linde ward

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Stuttgart, Amt. J. B. Müller's Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1851, Seite 192. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartAmt_192.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)