Seite:OAStuttgartAmt 193.png

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eine junge gesetzt, die ein freudiges Wachsthum zeigt und auf die der frühere Name „Kreuzlinde“ nun auch übergegangen ist.


Musberg,
Gemeinde III. Kl. mit 604 Einw. a. Musberg, Pfd., 581 Einw., wor. 1 Kath. b. Ober-Mühle, 6 Einw. c. Karles- (Esels-)Mühle, 10 Einw., und d. Mäulens- (Jörglens-)Mühle, 7 Einw. – Ev. Pfarrei, mit den Filialen: Leinfelden, nebst Ober- und Unter-Aichen; die Kath. sind nach Stuttgart eingepfarrt.

Das mittelgroße, mit reinlichen, theilweise gekandelten Straßen versehene Pfarrdorf, liegt 23/4 Stunden südwestlich von Stuttgart, theils auf einem Bergrücken des Schönbuchs, theils an dem südlichen Abhange desselben gegen das Reichenbach-Thal, in welches sich eine mit Häusern weitläufig besetzte Straße hinabzieht. Die Lage des Orts ist freundlich und gesund, eine gute, stärkende Luft weht aus dem ganz nahe gelegenen Schönbuchwald, der zugleich einen Hagelableiter für diese Gegend bildet. Frisches gesundes Wasser liefern 2 laufende und einige Pumpbrunnen in erforderlicher Menge. Nördlich von Musberg auf der sog. „Stelle“ hat man eine ausgezeichnete Fernsicht über die Filder, den Schönbuch und an einen großen Theil der Alp.

Die wahrscheinlich im Jahr 1563 erbaute Kirche, welche frei in der Mitte des Orts liegt, ist unansehnlich, schmucklos und im Verhältniß zu der gegenwärtigen Zahl der Kirchen-Gemeinde zu klein. Laut Inschrift auf einer im Innern der Kirche angebrachten bleiernen Tafel, wurde mit ihr i. J. 1682 eine durchgreifende Renovation vorgenommen, wobei die ehemals spitzbogigen Fenster des Chors in rundbogige umgewandelt wurden. Die innere Decke der Kirche ist flach getäfelt und im Geschmack des 17. Jahrhunderts bemalt. An dem Knoten des Kreuzgewölbes im Chor ist das Wappen von Musberg (zwei sich kreuzende Fische und unter diesen zwei einander gegenüber liegende Hirschhörner) angebracht. In dem kleinen Thurm hängen zwei Glocken, von denen die größere 1844, die kleinere 1763 gegossen wurde. Die Baulast der Kirche hat die Stiftungspflege, welche wegen Mittellosigkeit von der Gemeinde unterstützt werden muß. In der Nähe der Kirche, an der Straße, die durch Musberg von Böblingen nach Echterdingen führt, steht das Pfarrhaus, welches der Staat zu unterhalten hat. Dasselbe wurde im Jahr 1793 beinahe von Grund aus neu aufgebaut. Am östlichen Ende des Orts an der Straße nach Leinfelden liegt der ummauerte Begräbnißplatz auf dem auch die Ober- und Unter-Aichener ihre Todten beerdigen. Die nur durch eine Straße vom Pfarrhaus getrennte, geräumige Schule mit Schullehrerwohnung ließen im Jahr 1823 die Gemeinden, welche damals im Schulverbande mit

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Stuttgart, Amt. J. B. Müller's Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1851, Seite 193. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartAmt_193.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)