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Versuche auf Torf bei Musberg (s. Rösler Beitr. 3, 113), und im Jahr 1835 und folgenden wiederholte man solche; der Torf ging aber aus, auch wurde seine Güte nicht gerühmt.

Musberg, früher Filial von Echterdingen, wurde bald nach der Reformation 1563 von Herzog Christoph zu einer selbstständigen Pfarrei erhoben und mit M. Christoph Raph, früher Unterhelfer in Kirchheim, besetzt. Zu der damals errichteten Pfarrei kamen Rohr, Leinfelden, Ober- und Unter-Aichen als Filialorte; von diesen hatte Rohr eine eigene Kirche, in welcher der Pfarrer von Musberg alle Gottesdienste, die Feiertagspredigten ausgenommen, versehen mußte, bis 1848 Rohr zu einer eigenen Pfarrei erhoben wurde. In politischer Beziehung gehörte der Ort bis zum Jahr 1819 zu dem sogenannten Leinfelder Ämtchen, und hatte nur einen dem Stabsschultheißen und Stabsgericht in Leinfelden untergeordneten polizeilichen Vorstand, übrigens eigene Markung und abgesondertes Gemeinde-Vermögen.

Der Großzehente gehört dem Staat, welcher solchen – mit Ausnahme der an die Gemeinde Ober-Aichen verliehenen Zelgen Rohr und Aich – an die Gemeinde Musberg verpachtet hat. Der kleine Zehente aus den eben erwähnten 2 Zelgen steht der Pfarrei zu und ist an die Gemeinde Ober-Aichen verliehen; allen übrigen Kleinzehenten besitzt der Staat und hat solchen an Musberg in Pacht gegeben; den Heuzehenten hat im Jahr 1836 die Gemeinde abgelöst. Außer den Viertheilsgebühren, welche auf den Schafhofgütern hafteten, war die Gemeinde mit Grundabgaben nicht sehr belastet; sie sind in den letzten Jahren sämmtlich, so weit sie ablösbar waren, abgelöst und das durch den Hauptablösungsvertrag über die Gülten im Jahr 1844 festgesetzte Kapital von 1231 fl. ist von den Pflichtigen abgetragen.

Auf einem Bergvorsprung am westlichen Abhange gegen das Reichenbacherthal, befindet sich ganz in der Nähe von Musberg ein runder mit Graben umgebener Hügel, der „Schloßberg“ genannt, auf dem nach der Sage ein Schloß gestanden. Auch wurden südlich vom Ort auf der sog. langen Wiese 12–15 irdene Gefäße von sehr hohem Alter – und am Fuß der Hohenwart mehrere alte Waffen, Sporen u. s. w. gefunden.

In der geschriebenen Geschichte erscheint Musberg als Mosberg, am frühesten im Jahr 1229 unter den Orten, wo das Kloster Bebenhausen Güter erhielt; der Name ist von Moos-, Moorgrund abzuleiten.

Die Herren von Rohr trugen den Ort von den Pfalzgrafen von Tübingen zu Lehen; aus dem Besitz der ersteren machten hier Ankäufe im Jahr 1342 das Kloster Denkendorf, im Jahr 1428 (aus zweiter Hand) der Eßlinger Spital, im Jahr 1406 die Herrschaft Württemberg.

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Stuttgart, Amt. J. B. Müller's Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1851, Seite 196. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartAmt_196.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)