Seite:OAStuttgartAmt 197.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Letztere hatte schon 1350 laut dem Stuttgarter Zinsbuche ansehnliche Bezüge hier; im Jahr 1412 verlieh sie einen Hof; in den völligen Besitz des Ortes kam sie erst durch den Vertrag mit Eßlingen von 1557 April 7 (vergl. Sattler, Herz. 3, 113).

Den ehemals dem Stift zu Stuttgart zugehörigen Pfarrsatz (Binder 329) hat jetzt die Krone.

Die Obermühle, ein dauerhaftes massives Gebäude, das im Jahr 1622 erbaut wurde, liegt 1/8 Stunde südlich von Musberg und

die Eselsmühle 1/8 Stunde thalabwärts von der Obermühle; – sie wird auch Karlesmühle genannt, weil schon der dritte Besitzer derselben Karl Lorenz heißt.

Die Mäulensmühle ist 3/8 Stunden von Musberg entfernt; sie wird nach dem Namen des gegenwärtigen Besitzers, Georg Burckhardt, auch Jörglensmühle genannt.

Sämmtliche Mühlen (mit noch 10 weiteren) liegen im stillen, waldreichen Reichenbacher Thal, wo, wie es scheint, früher ein Weiler bestand, da ein Reichenbach unter den mit Waldenbuch im Jahr 1363 von den Herzogen von Urslingen an Württemberg verkauften Orten erscheint.

Im Jahr 1833 ließen die Reichenbacher Thalmüller westlich von Musberg 4 artesische Brunnen mit dem besten Erfolg erbohren, wodurch nicht nur die Werke im Reichenbacher Thal einen beträchtlichen Wasserzufluß erhielten, sondern auch die im Thal liegenden Wiesen durch die Entziehung ihrer allzu großen Feuchtigkeit namhaft verbessert wurden.


Ober-Sielmingen,[1]
Gemeinde II. Kl. mit 436 Einw. Pfarrfilial von Unter-Sielmingen.

Das Dorf Ober-Sielmingen ist 31/2Stunden südöstlich von Stuttgart und 1/8 Stunde südwestlich von dem kirchlichen Mutterort Unter-Sielmingen, mit welchem es nicht allein in Parochialverbindung, sondern auch in der Kirchen-, Kirchhofs- und Stiftungsgemeinschaft steht, auf der Filderebene am Anfang eines Thälchens gelegen. Der mit guten Straßen versehene, von 3 Seiten mit sanft geneigten Abhängen umschlossene und hinter Baumgärten versteckte Ort bietet ein Bild des tiefsten ländlichen Friedens; er hat laufende Brunnen, die jedoch bei trockener

  1. Da die Gemeinden Ober- und Unter-Sielmingen von jeher in enger Verbindung standen, so ist mehreres auch hieher Gehörige unter dem Hauptort Unter-Sielmingen zusammengefaßt. Als besondere Eigenthümlichkeit verdient erwähnt zu werden, daß in Folge alter Verträge zwischen den beiden Gemeinden ein gegenseitiges Übersiedlungsrecht besteht, vermöge dessen Jeder, der Bürger in einem der beiden Orte ist, nach Belieben hin- und herziehen kann, und das Bürgerrecht in dem Orte, in dem er seinen Wohnsitz nimmt, ohne besondere Aufnahme erlangt.
Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Stuttgart, Amt. J. B. Müller's Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1851, Seite 197. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartAmt_197.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)