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über diese Kinder das medic. Correspondenzbl. des württ. ärztl. Vereins 1839 Bd. 9. Nro. 28).

Auf den Einwohnern, welche meistens unbemittelt sind, ruht an versicherten Kapitalien eine Schuldenlast von 206.000 fl. Der Güterbesitz der 6 größten Grundbesitzer bewegt sich zwischen 24 und 51 Morgen. Ungefähr 80 Personen halten zu den sogenannten Gemeinschaften, welche in drei etwas von einander abweichenden Richtungen im Orte bestehen; auch befinden sich 10 Baptisten in Plattenhardt, welche der vor einigen Jahren in Stuttgart neu gebildeten Secte angehören.

Die Hauptnahrungsquellen sind Feldbau mit Viehzucht und Obstbau. Die Feldgüter liegen theils auf der Filderebene, theils am östlichen Abhange des Schönbuchs und auf dem Plateau desselben. Mit diesen Lagen wechseln die Bodenarten, welche auf der Filderebene aus einem leichten, fruchtbaren Diluviallehm, am Abhange aus Thon und Mergel mit geringer Humusdecke und auf dem Plateau aus Thon mit leichtem Sand, häufig mit vielen Liassandsteinplättchen vermengt, bestehen. Im Allgemeinen ist der Boden fruchtbar, übrigens die Humusschichte, unter der bald Thon folgt, nicht sehr beträchtlich, daher in trockenen Sommern für die Vegetation günstiger, als in nassen. Obgleich Hohenheim nahe liegt, hat doch die Landwirthschaft in Plattenhardt noch wenige Fortschritte gemacht, was theils in der zu weitgehenden Anhänglichkeit der Einwohner an das Hergebrachte, theils in ihrer Armuth seinen Grund hat, übrigens sind der Brabanter und besonders der Suppinger Pflug beinahe allgemein eingeführt. Die gewöhnlichen Halmfrüchte werden gebaut und gedeihen gut; in der Brache, welche beinahe ganz benutzt wird, zieht man Kartoffeln, Kraut, Erbsen, Linsen, Kohlraben, Angersen, Futterkräuter, ziemlich Hanf und etwas Flachs. Die Plattenhardter Kartoffeln (mit einem röthlichen Anfluge auf ihrer Oberfläche unter der Schale und sonst weißem Fleische) blieben von der bekannten Kartoffelkrankheit beinahe ganz verschont. Der geringste Preis eines Ackers ist 100 fl., der höchste 400 fl. Die Wiesen, von denen nur wenige bewässert wenden können, sind ergiebig und liefern gutes Futter. Die Preise eines Morgens steigen von 300–650 fl., die sogenannten Waldwiesen aber, welche einmädig sind und nicht gedüngt werden, kosten nur 50 fl. pr. Morgen. Die Obstzucht wird in großer Ausdehnung getrieben, so daß der Getreidebau dadurch leidet. Das Obst geräth sehr gerne; der Ertrag wird in guten Jahren zu 80–100.000 Simri angegeben. Gezogen werden hauptsächlich Bratbirnen, welche sehr guten Most geben, Tafelobst ist selten. Der Obsthandel ist sehr beträchtlich, und gewährt den Einwohnern in günstigen Jahren einen namhaften Erlös. Zwetschen werden öfters durch Aufkäufer bis in’s Bayerische verführt.

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Stuttgart, Amt. J. B. Müller's Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1851, Seite 202. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartAmt_202.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)