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In der kalten Jahreszeit gibt das Holzmachen und das Verfertigen von Schuhen aus Kälberhaaren manchen Familien einen wiewohl kärglichen Verdienst. Zur Erntezeit gehen viele Leute in die benachbarten Filderorte als Schnitter. Es bestehen 5 Schildwirthschaften und 4 Krämer; seit 1844 ist ein Gemeindebackhaus eingerichtet.

Die Gemeinde hatte früher bedeutende Gerechtigkeiten in den Schönbuchswaldungen, für welche ihr nach vieljährigen Verhandlungen im Jahr 1833 ein Wald- und Weideareal von 619 Morgen überlassen, und als einmalige Abfindung 1500 fl. zu Aufbesserung der Schulanstalt sowie 150 Klafter Holz für ein sofort zu errichtendes Holzmagazin unter der Bedingung bewilligt wurden, daß sie die Vertretung der Staatsfinanzverwaltung für alle und jede besondere Schönbuchsberechtigungen einzelner Gemeindeangehöriger zu übernehmen habe. Von dem Waldeigenthum der Gemeinde, welches einen jährlichen Ertrag von 75 Kl. und 7500 Wellen abwirft, sind 520 Morg. alt bestockt und 52 Morg. neu angelegt. Das Activgeldvermögen der Gemeinde beträgt über Abzug der Passiven 1992 fl.; die Einnahmen reichen indeß zu Bestreitung der Ausgaben so wenig hin, daß in den letzten Jahren 1700 fl. Gemeindeschaden umgelegt werden mußten, während der Staatssteuerbetreff 1800 fl. ausmacht. Die Stiftungspflege, welche seit 1836 lediglich die Bestimmung einer Kirchenpflege hat, besitzt 2805 fl. Kapitalvermögen und muß von der Gemeindepflege unterstützt werden.

Großzehentherr ist der Staat, auch stehen demselben in Folge der Verwandlung des Pfarreinkommens der kleine, der Obst- und der Heuzehenten zu. Die schon nach früheren Gesetzen ablösbaren Grundgefälle sind sämmtlich im Jahr 1841 zur Ablösung gebracht worden.

Im Reichenbacher Thal liegen auf der Ortsmarkung die obere und die untere Kleinmichelensmühle (Burkhardsmühle), welche auch kirchlich zu Plattenhardt gehören. Die untere Kleinmichelensmühle ist älter und hat ein stattlicheres Ansehen. Die nahe gelegene Kochenmühle gehört nur kirchlich zu Plattenhardt (s. Stetten).

Neben Plattenhardt bestunden in früheren Zeiten noch zwei Weiler, Diemarsweiler (gegen Echterdingen hin), wornach noch jetzt eine Gasse im nördlichen Theile von Plattenhardt Diemarsweilergasse heißt, und Reuthin zwischen Plattenhardt und Bonlanden.

Der Ort (Blatinhart 1287), welcher im 13ten Jahrh. einem Herrn von Bernhausen zum Wohnsitz diente, hatte mit Waldenbuch (s. d.) die gleichen Schicksale und kam namentlich mit diesem und Diemarsweiler im Jahr 1363 Sept. 14 durch Kauf von den Herzogen von Urslingen an die Herrschaft Württemberg.

Im August 1287 wurde der Ort niedergebrannt (Chron. Sindelf.).

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Stuttgart, Amt. J. B. Müller's Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1851, Seite 204. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartAmt_204.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)