Seite:OAStuttgartAmt 208.png

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innerhalb der Kirche angebrachten Zahl im Jahre 1493 erbaut wurde. Dasselbe bildet ein halbes Achteck mit großen, gothisch gefüllten Fenstern und hat innen ein schönes Netzgewölbe, das ziemlich höher ist, als die erst im vorigen Jahrhundert eingesetzte, flache Decke des Schiffs. Die Gewölbebogen sind meist von Engeln, die Wappenschilde halten, (Consolen) getragen, die Knoten des Netzgewölbes zeigen Medaillone mit Matthäus, Marcus, Lucas, Johannes, dem heil. Michael etc. Außen, über der südlichen Eingangsthüre in das Chor steht die Jahreszahl 1517; vermuthlich wurde diese Thüre, nachdem das Chor schon längere Zeit gestanden, erst in dasselbe eingebrochen. Im Jahr 1752 wurde, um mehr Raum und Licht im Innern der Kirche zu gewinnen, ein Hauptbauwesen vorgenommen, worüber die Acten besagen, daß zwei 28′ hohe steinerne Säulen, welche das Dachwerk trugen, weggeschafft und ein ganz neues Dachwerk auf Kirche und Chor hergestellt wurde. Im Innern der Kirche befindet sich außer einem neugothisch gearbeiteten Taufstein nichts Bemerkenswerthes. Der massive viereckige Thurm, der aus drei Stockwerken besteht, greift nicht in die Kirche ein, sondern ist an die Westseite derselben angesetzt. Auf dem dritten Stockwerk, das nach seiner ganzen Construction einer späteren Periode als das Schiff angehört, sitzt ein sehr spitz zulaufendes, auffallend hohes, rechteckiges, mit grün verglasten Ziegeln gedecktes Zeltdach. Auf der Westseite hat der Thurm ein mit Astwerk und Hohlkehlen verziertes Portal, über dem die Jahrszahl 1518 steht; das Alter des Thurms ist jedoch höher anzunehmen, indem die an demselben angebrachten, ganz schmalen, spitzbogigen Fensterchen, von denen mehrere jetzt zugemauert sind, einer frühern Zeit angehören, und daher zu vermuthen ist, daß das gegenwärtige Portal erst später in den längst bestehenden Thurm eingebrochen, oder doch ein früher bestandenes verändert wurde. Auf dem Thurme hängen drei Glocken, die größte, von Martin Miler von Eßlingen, ist von 1582, die andern von 1781 und 1829. Der ziemlich große, mit einer hohen Mauer umgebene Kirchhof dient jetzt, da der neue Begräbnißplatz im Jahr 1835 ostwärts vor das Dorf hinaus verlegt wurde, dem Schulmeister als Garten und ein Theil davon der Gemeinde als Obstbaumschule. Die Baulast der Kirche hat die Ortsstiftungspflege. In der Nähe der Kirche ist der ehemalige Mönchhof, der früher mit Mauern umgeben war, von denen die letzten Spuren vor 15–20 Jahren verschwunden sind. Jetzt nehmen diesen Raum ein: das freigelegene, wohnliche Pfarrhaus mit Nebengebäuden und Garten, die Zehentscheuer und ein besonderer mit Mauern umgebener Grasgarten, der Stutengarten genannt, welcher Eigenthum des Staats ist. Ohne Zweifel hatte hier das Kloster Bebenhausen,

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Stuttgart, Amt. J. B. Müller's Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1851, Seite 208. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartAmt_208.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)