Seite:OAStuttgartAmt 210.png

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hier mehr als in den Nachbarorten Eingang, wozu, sowie in früherer Zeit auch jetzt, die Nähe von Hohenheim beitragen mag. Trotz ihrer Betriebsamkeit und der ausgedehnten, fruchtbaren Markung sind die Einwohner doch nur in mittelmäßigen Vermögensumständen; die Mehrzahl der Ortsangehörigen, namentlich die vielen kleinen Gewerbsleute besitzen nur unbedeutende Theilstücke des Bodens, und der Grundbesitz der 6 größten Gutsbesitzer bewegt sich zwischen 28 und 40 Morgen; an versicherten Passivkapitalien aber lastet auf den Ortsangehörigen die Summe von 212.000 fl. Die Feldgüter liegen beinahe ganz eben und haben einen meist tiefgründigen, leicht zu bebauenden, mittelstarken Diluviallehmboden, der besonders in Jahrgängen, die nicht zu trocken und nicht zu naß sind, einen sehr reichlichen Ertrag liefert. Unter diesen günstigen natürlichen Verhältnissen, vereinigt mit dem Fleiß und der Umsicht der Einwohner, besonders aber ermuntert durch das Beispiel Hohenheims, welchem mehr und mehr Eingang zu verschaffen den Bemühungen des im Jahr 1836 gegründeten landwirthschaftlichen Bezirksvereins geglückt ist, hat sich die Landwirthschaft auf eine blühende Stufe geschwungen; zweckmäßige landwirthschaftliche Neuerungen, namentlich der Flandrische Pflug, das Hohenheimer Halbjoch, das Trocknen des Klees an Heinzen etc. haben Eingang gefunden und werden täglich allgemeiner. Der Feldbau wird im Dreifeldersystem betrieben und bildet die Hauptnahrungsquelle der Einwohner, man baut die gewöhnlichen Cerealien, vorzugsweise Dinkel und Gerste. Der durchschnittliche Ertrag eines Morgens wird an Dinkel zu 5–7 Scheffel, an Gerste zu 4–5 Scheffel, an Haber zu 5 Scheffel und an Roggen zu 4 Scheffel angegeben; der Ertrag an Dinkel und Gerste wird häufig in Handel gebracht. Die Bracherzeugnisse sind hauptsächlich Kartoffeln, Kraut (Spitzkohl), Futterkräuter, Angersen, Hanf und Flachs; zu besserer Bereitung der beiden letzteren wurde 1845 eine Wasserröstegrube angelegt. Ungefähr 100 Morgen werden jährlich mit 3200–3400 Krautsetzlingen per Morgen eingepflanzt, von welchen etwa 3/4 zum Verkauf kommen und die übrigen verfüttert werden. Der Preis eines Hunderts Kraut bewegt sich von 1–5 fl. Die Preise der Äcker gehen von 300–600 fl. Die Wiesen, von denen nur ein kleiner Theil bewässert werden kann, gehören zu den mittelmäßigen; der Ertrag derselben wird im Ort verbraucht. Der geringste Preis eines Morgens Wiese ist 250 fl., der mittlere 400 fl. und der höchste 700 fl. Die nicht unbedeutende, noch im Zunehmen begriffene Obstzucht beschäftigt sich beinahe ausschließlich mit Mostsorten, die hier besonders gut gedeihen; in mittleren Jahren ist der Ertrag etwa 15.000 Simri. Der Waldbesitz der Gemeinde besteht in 643 Morgen gut bestockten Laubwalds, in welchen Eichen und Buchen vorherrschend sind. Die jährliche Nutzung

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Stuttgart, Amt. J. B. Müller's Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1851, Seite 210. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartAmt_210.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)