Seite:OAStuttgartAmt 211.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

beträgt ungefähr 80 Klafter und 7000 Wellen, wovon früher den Bürgern Holzgaben von je einem halben Klafter und 25 Wellen abgereicht wurden. Seit dem Jahr 1837 wird aber der ganze Ertrag zum Besten der Gemeinde verkauft und jedem Bürger ein Ersatz von 3 fl. geleistet; die einzige bürgerliche Nutzung, welche besteht. Die mit dieser Maaßregel in Verbindung gesetzte Errichtung eines Holzmagazins, aus welchem den bedürftigen Ortsangehörigen das erforderliche Holz theils unentgeldlich theils gegen Bezahlung nach dem Gewicht abgegeben wird, hat den wesentlichsten Antheil an der Verdrängung der verderblichen Holzexcesse, welche früher häufig vorkamen. Die Schafweide, welche nur noch als Herbstweide verpachtet wird, trägt einschließlich des Pförchgelds der Gemeinde 400–500 fl. jährlich. Die Pferdezucht ist von keinem Belang, dagegen wird ziemlich Handel mit aufgekauften Pferden getrieben. Die Rindviehzucht ist bedeutend; eine gute Landrace, durch Simmenthaler Farren, welche die Gemeinde hält, veredelt, wird hier gezüchtet. Mit Mastvieh treibt man einigen Handel, so daß ungefähr 50 Paar Ochsen jährlich verkauft werden. Die Faselviehhaltung liegt seit 1841 der Gemeinde ob und ist verpachtet. Die Schweinezucht hat abgenommen; aber Bayer- und Landschweine werden aufgekauft und gemästet wieder verkauft.

Die Gewerbe bilden neben der Landwirthschaft eine nicht unbedeutende Nahrungsquelle der Einwohner. Am ausgedehntesten wird die Weberei betrieben; etwa 160–170 Zeuglesweber arbeiten mit seltenem Fleiß, theils auf Bestellung für Kaufleute nach Stuttgart und Eßlingen, theils verkaufen sie ihre Arbeiten auf den Märkten, hauptsächlich in Stuttgart. Von den hier ansässigen 18 Schneidern und 23 Schustern arbeiten mehrere für die Nachbarschaft; ebenso einige geschickte Wagner und Schmiede. Nicht unbedeutenden Betrieb haben 3 hiesige Färbereien. Manche Ortsangehörige finden als Lohnarbeiter in Hohenheim Beschäftigung. Kaufleute befinden sich im Ort 4, Schildwirthschaften 8, worunter 2 mit Bierbrauerei verbunden sind. Vor 40–50 Jahren betrieb ein Ortsangehöriger einen ziemlich ausgedehnten Handel mit Wetzsteinen, die er theils auf der sogenannten Halde, theils auf dem Schießwasen ausgraben ließ; das Geschäft hat aber aufgehört, seit die Wetzsteinbrüche bei Neckarhausen, O.A. Nürtingen, eröffnet sind. In Plieningen haben die Laden der Weber-, Schneider-, Maurer-, Steinhauer-, Zimmerleute-, Metzger-, Kübler-, Küfer- und Glaserzünfte ihren Sitz.

Bei der Gemeindepflege, welche nach der Rechnung von 1848/49 ein reines Activ-Vermögen von 18.532 fl. besitzt und welche außer dem Ertrag der Waldungen und Weide noch andere Einnahmen hat, reichen diese überhaupt zu Bestreitung der ihr obliegenden Ausgaben so wenig hin, daß alljährlich eine dem Betrag der Staatssteuer von 2752 fl. nahekommende

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Stuttgart, Amt. J. B. Müller's Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1851, Seite 211. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartAmt_211.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)