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ihr Schwiegersohn, Regierungsrath Geo. Fried. Thill. Nach dem Tod der gleichfalls kinderlosen Gattin des Letztern im Jahr 1768 nahm Herzog Karl von dem Gute, als einem eröffneten Lehen, Besitz; es gab aber noch, sogar bis zum Jahr 1796, manche Verhandlungen bis zur gänzlichen Beseitigung der Ansprüche der Garbischen Nachkommenschaft durch Abfindungssummen.

Das neuerworbene Gut schenkte Herzog Karl im Jahr 1771 der Demoiselle Katharine Bonafini, vorbehältlich beliebigen Widerrufs, im Jahr 1772 überließ er es, gleichfalls auf nicht lange, der Frau Franciske Theresie von Leutrum, geb. von Bernerdin. Damals beabsichtigte der Herzog auf einer schön gelegenen Stelle der Filder ein Lustschloß anzulegen und hatte sein Auge schon auf einen Punkt unfern Weidach geworfen, als er sich für Hohenheim entschied. Die mittelalterliche Burg, die sich mit Mauern und tiefen Wassergräben bis dahin erhalten hatte, verschwand und es erhob sich in den siebenziger Jahren, neben ausgedehnten Gartenanlagen und Nebengebäuden unter Leitung des herzoglichen Majors Reinh. Ferd. Heinrich Fischer, das gegenwärtige Schloß, das mit seiner langgedehnten weißen Vorderseite, namentlich vom Rande der Alp überall in’s Auge fällt. Den Hauptbau bildet ein zweistockiges Gebäude, dessen mittlerer Theil mit drei Stockwerken sich durch einen von 16 Säulen getragenen, weit vorspringenden Balcon und durch ein kuppelförmiges Dach auszeichnet. Von der Plattform der Kuppel, die beinahe 100′ höher als die Erdfläche ist, gewährt es die umfangreichste Rundsicht. An diesen Hauptbau schließen sich rechts und links je ein Anbau, neben welche sich die Vorderseiten rechts und links anschließen, die in Verbindung mit Hintergebäuden einen größeren und zwei kleinere Höfe umschließen (siehe den der Oberamtskarte beigegebenen Grundriß[1].

Herzog Karl, welcher hier seit dem Jahr 1772 seinen Lieblingsaufenthalt hatte, veränderte den Namen Garbenhof wieder in den ursprünglichen, Hohenheim, und verschaffte der schon genannten Frau von Leutrum, seiner nachmaligen Gemahlin, im Jahr 1780 den Namen einer Reichsgräfin von Hohenheim. Die Bewirthschaftung und Verwaltung des Hofs nahm der Herzog unter seine eigene Aufsicht und Leitung und vergrößerte das damals etwa 400 Morgen große Gut durch den Ankauf von bürgerlichen Gütern, sowie der Mühlen am Körschbache auf Rechnung der Rentkammer und durch Zuziehung mehrerer rentkammerlicher Wiesen auf 1617 Morgen, welche er in das Schloßgut Hohenheim, Karlshof und Klein-Hohenheim abtheilte und mit einer Pappel-Allee und bretternem Zaun umgab.

  1. Bemerkenswerth ist, daß die Blitzableiter, womit 1782 sämmtliche Gebäude versehen wurden, die ersten in Württemberg waren.
Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Stuttgart, Amt. J. B. Müller's Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1851, Seite 221. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartAmt_221.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)