Seite:OAStuttgartAmt 236.png

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wurde 1838 von der Gemeinde neu erbaut. Das Schulhaus, 1796 erbaut und 1828 erweitert, liegt von allen Seiten frei im untern Theil des Dorfs. An der Schule unterrichtet ein Lehrer, der vor der Aufhebung des Gemeindewahlrechts von der Gemeinde gewählt wurde, und ein Lehrgehülfe. Eine Industrieschule besteht seit 1834 mit gutem Erfolg; sie wird durch Jahresbeiträge von der Centralleitung des Wohlthätigkeitsvereins unterstützt.

Die Einwohner sind gutmüthig, gesetzt, ruhig und vermöge ihrer einsamen Lage den neuen Sitten nur langsam zugänglich. Ihr ausdauernder Fleiß wird, da der Boden ziemlich unergiebig ist, nicht gehörig belohnt, weshalb auch ihre Vermögensverhältnisse manches zu wünschen übrig lassen. Die Summe der auf den Ortseinwohnern haftenden versicherten Passivcapitalien betrug vor den Theuerungsjahren 42.223 fl. Die Feldgüter der Markung liegen theils auf der Filderebene, theils am nordöstlichen Abhange des Schönbuchs und auf dem Plateau desselben. Mit den Lagen wechseln auch die Bodenarten, welche auf der Filderebene aus gelbem Diluviallehm, mit etwas Sand gemischt, am Fuße des Abhangs aus schwerem Thon, am oberen Abhange und auf dem Plateau aus wenig Lehm mit vorherrschendem mageren Sand, eine Auflösung des hier lagernden grobkörnigen Keupersandsteins, bestehen. Im Allgemeinen ist der Boden nicht tiefgründig und humusarm. Die Luft ist rein und scharf, Frühlingsfröste und kalte Nächte schaden zuweilen, dagegen sind Gewitter und Hagelschlag selten, indem im Westen der Markung, auf dem Schönbuch, eine Wetterscheide sich befindet, welche die Gewitter entweder dem Aich- und Neckarthale, oder in nördlicher Richtung, dem Strohgäu zuweist; nur die von Osten kommenden Gewitter, welche sich an dem Höhenzug des Schönbuchs stoßen, sind für Rohr gefährlich.

Die gewöhnlichen Getreidearten werden in dem Dreifeldersystem angebaut; die meistens angebaute Brache liefert Kraut, Hanf, Runkelrüben, Futterkräuter und besonders Kartoffeln, welche hier sehr gut gedeihen. Haber und Kartoffeln werden meist nach Stuttgart abgesetzt. Der erzeugte Hanf wird im Ort selbst gesponnen, gewoben, gebleicht und das gewonnene Tuch größtentheils verkauft. Die Preise der Äcker sind 80–200–400 fl. und die der Baumäcker 200–500 fl. pr. Morgen. Eine Hauptnahrungsquelle bildet die Obstzucht, welche hier in namhafter Ausdehnung und mit gutem Erfolg betrieben wird. Ein großer Theil der Markung besteht aus Baumgütern und überdieß sind noch die Straßen und Allmanden mit Obstbäumen besetzt. Es werden hauptsächlich Luiken-, Fleiner-, Rosen- und Saueräpfel, und neben den Mostbirnsorten noch Reichenecker-, Bergamott-, Haber- und Bratbirnen gezogen. Der Obstertrag in guten Jahren mag 10.000 Simri betragen. Steinobst beschränkt

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Stuttgart, Amt. J. B. Müller's Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1851, Seite 236. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartAmt_236.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)