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von Rohr hiesige Güter und Rechte (Scheffer 38), im Jahr 1406 derselbe Graf von Diez und Wolf Gebrüdern von Rohr Güter allda, im Jahr 1557 Febr. 15 Herzog Christoph von der Stadt Eßlingen des dortigen Spitals Antheil am großen und den ganzen kleinen Zehenten nebst dem Kirchensatz, einem Lehen, dem Widdumhof (Sattler, Herzoge 4, 113).

Die Burg der Herren von Rohr stand hinter der Kirche; sie war mit einem ziemlich großen, mit Lehm wasserdicht ausgeschlagenen Graben umgeben, in welchen man eine Quelle leiten konnte, um ihn mit Wasser anzufüllen. Auf der Burgstelle selbst wurden in neuester Zeit eine Menge Hohlziegel, ein Marienbild, eine Pfeilspitze, eiserne Schnallen, eine steinerne Kugel, mehrere schön behauene Steine und 4–5′ dicke Mauern ausgegraben; an den aufgefundenen Resten zeigten sich häufig Brandspuren, die auf eine gewaltsame Zerstörung hindeuten. Von der Burg führte eine gepflasterte Straße auf den hohen Burgstall, einen westlich von Rohr gelegenen hohen Punkt, von dem man eine reizende Aussicht über die Fildergegend und an einen großen Theil der Alp (von Hohenzollern bis Hohenstaufen) genießt.


Ruith,
Gemeinde III. Kl. mit 855 Einw., wor. 1 Kath. – Ev. Pfarrei; Kath. nach Neuhausen eingepfarrt.

Das Pfarrdorf Ruith liegt 2 Stunden südöstlich von Stuttgart, der ursprüngliche Ortsname „Rieth“, so viel als nasser Wiesengrund, Sumpf, stimmt mit der Lage des Dorfs insofern überein, als dasselbe gerade am Anfang des Buchenbronnenthälchens in einer weiten, sehr flachen, früher ohne Zweifel sumpfigen Mulde liegt. Durch den Ort führt die nächste Straße von Stuttgart nach Kirchheim, welche Nachbarschaftsstraßen mit Hedelfingen und Scharnhausen verbinden. Ruith hat vorzügliches Trinkwasser in hinreichender Menge, vermöge seiner hohen Lage sehr gesunde, reine Luft und eine ausgedehnte Aussicht, welche durch einen großen Theil der Alp (von Hohenstaufen bis gegen die Lochen) begrenzt ist. Eine besondere Erwähnung verdient der 1/4 Stunde südöstlich vom Ort gelegene Eichelbrunnen, dessen starke Quelle wohl schon seit Jahrhunderten gut in Steine gefaßt und wegen ihres vorzüglichen und heilsamen Wassers berühmt ist. Die Stelle bietet eine überraschende Aussicht nach der Alp und in das nahe gelegene Neckarthal, besonders über die Stadt Eßlingen. Der Brunnen wird von Leidenden häufig besucht, der Ablauf desselben dient zur Bewässerung der nahe liegenden Wiesen.

Am östlichen Ende des Dorfs steht die unansehnliche Pfarrkirche, deren Bau nichts Alterthümliches hat; in ihrem Innern befindet

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Stuttgart, Amt. J. B. Müller's Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1851, Seite 239. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartAmt_239.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)