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Das Schafübertriebsrecht, welches der herrschaftlichen Schäferei zu Kemnath zustand, hat die Gemeinde abgelöst. Gewerbe sind wenig vorhanden, nur die Weberei wird Winters von Manchen betrieben. Auch sind 2 Schildwirthschaften und 2 Krämer im Orte.

Die Gemeinde besitzt außer 17 Morgen Waldungen, deren Ertrag für Heizung der Schule und des Rathhauses kaum hinreicht, 91/8 Mrg. Allmand und Weiden, die in neuerer Zeit mit fruchtbaren Bäumen ausgesetzt wurden. Die Schulden der Gemeindepflege betragen über Abzug ihres Activvermögens 4485 fl., so daß jährlich 1300 fl. Gemeindeschaden umgelegt werden müssen, während der Staatssteuerbetreff nur 742 fl. beträgt. Gemeindenutzungen finden aus diesem Grunde nicht statt. Das Geldvermögen der Stiftungspflege besteht nach der Rechnung von 1845/48 in 675 fl., worunter eine Stiftung von 315 fl. sich befindet, welche im Jahre 1825 der Finanzminister v. Weckherlin und der Staatskassier Steinheil in dankbarem Andenken an den Ort, wo ihre Gattinnen, Töchter des verstorbenen Pfarrers Scholl, geboren sind, mit der Bestimmung gemacht haben, daß deren Ertrag zweimal jährlich an den Geburtstagen der genannten Frauen je einer lobenswürdigen Schülerin übergeben werden soll.

Den großen und den Weinzehenten auf der Markung von Ruith, sowie auf der des abgegangenen Weilers Horb, bezog bis zum Jahr 1824 der Staat, welcher diese Rechte im gedachten Jahr der Stiftungsverwaltung zu Eßlingen als Entschädigung für anderwärts entzogene Gefälle abgetreten hat; der kleine Zehente, sowie der Heu- und Öhmdzehente war früher zwischen der Pfarrei und der genannten Stiftungsverwaltung ebenfalls als Nachfolger der Finanzverwaltung nach Distrikten getheilt, in neuerer Zeit wurden diese Rechte, soweit sie der Eßlinger Stiftungsverwaltung zustanden, abgelöst. Den Obstzehnten erhält der Pfarrer in Natur. Die ablösbaren Geldzinse, Fruchtgefälle u. s. w. sind abgelöst.

Von Ruith schrieb sich ein längst ausgestorbenes Adelsgeschlecht, dessen Burg im Weggenthal[1], am Weg nach Eßlingen, aus welcher zu Crusius Zeiten noch Steine ausgebrochen wurden, spurlos verschwunden ist. Sein Wappen, ein aufrecht stehender Löwe, ist ein und dasselbe mit dem der Herren von Neuhausen und Wernizhausen. Trutwin I. von Rieth, der älteste Bekannte seines Geschlechts, ist um 1140 Wohlthäter des Klosters Hirschau (Cod. Hirs. 68), Trutwin II. im Jahr 1228 des

  1. Die Benennung Weggenthal ist abgegangen; vermuthlich ist hiemit das südöstlich von Ruith gegen Weil ziehende Thälchen gemeint, welches bei Anlegung des K. Parks Weil unter anderen auch in das Bereich desselben gezogen wurde und somit seine ursprüngliche Benennung mit der nun allgemeinen „im Park“ veränderte.
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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Stuttgart, Amt. J. B. Müller's Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1851, Seite 242. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartAmt_242.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)