Seite:OAStuttgartAmt 245.png

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ursprünglichen Gestalt erhalten; der obere Stock springt vor und ruht auf steinernen Säulen, von denen eine zugleich einen Brunnenstock mit 2 reichlich fließenden Röhren bildet. In der alterthümlichen Rathsstube und einem Nebenzimmer befinden sich 13 Glasgemälde aus den Jahren 1625, 1628 und 1633; sie stellen meist Bauern und Wappen vor, unter denen außer den württembergischen auch v. Neuhausen’sche vorkommen. Neben dem Rathhause wurde im Jahr 1838 ein Gemeindebackhaus erbaut. Das Schulhaus mit Schullehrer-Wohnung, 1824 von der Gemeinde erbaut, steht auf einem gesunden Platz fast mitten im Ort. Neben der Ortsschule, an welcher ein Schulmeister und ein Lehrgehülfe unterrichten, besteht seit 1833 eine Industrieschule.

Die Einwohner sind im Allgemeinen kräftig und erfreuen sich einer dauerhaften Gesundheit, übrigens kommen nicht selten Kröpfe und kretinenartige Erscheinungen vor, wozu die eingeschlossene Lage und die kalten Nebel beitragen mögen. Sinn für Religion und Sittlichkeit, bereitwillige Aufnahme des Besseren, Fleiß und Sparsamkeit werden im Allgemeinen hier getroffen; auch haben die ökonomischen Umstände der Gemeindeglieder, besonders durch zweckmäßige Bewirthschaftung ihres Grundeigenthums in den letzten Jahrzehenden unter der Leitung des ausgezeichneten Schultheißen Daniel Adam Seel, welcher besonders auch auf die Grund-Entlastung sein Augenmerk richtete, sich sichtlich gehoben, wiewohl die versicherten Passiv-Kapitalien der Ortsangehörigen noch etwa 77.000 fl. betragen. Der Güterbesitz der sechs größten Grundbesitzer bewegt sich zwischen 31 und 48 Morgen.

Die Hauptnahrungsquellen sind Ackerbau und Viehzucht. Die Güter liegen mit Ausnahme der Thalgehänge ziemlich eben und haben im Durchschnitt, besonders in der Richtung gegen Plieningen, einen ergiebigen, leichten Lehmboden, der bei gehöriger Bearbeitung und Düngung in Jahrgängen, die mehr naß als trocken sind, einen guten Ertrag liefert. Frühlingsfröste und kalte Nächte stellen sich häufig ein und schaden den Obstbäumen und den Reben, dagegen ist Hagelschlag sehr selten. Von den in der Gegend vorherrschenden Getreidearten baut man besonders viel Dinkel und in der ganz eingepflanzten Brache werden des namhaften Viehstandes wegen sehr viele Futterkräuter und Kartoffeln angepflanzt; außer diesen liefert sie die gewöhnlichen Erzeugnisse, von denen namentlich der Hanf gut geräth und deßwegen gesucht wird.[1] Der jährliche Ertrag wird an Dinkel zu 7 Schffl., an Gerste zu 3 Schffl., an Haber zu 5 Schffl. und an Roggen zu 3 Schffl. per Morgen angegeben. Der Morgen Acker


  1. Für eine sorgfältig und zweckmäßig angelegte Flachsröstegrube erhielt die Gemeinde den im Jahr 1844 ausgesetzten ersten Preis mit 50 fl.
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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Stuttgart, Amt. J. B. Müller's Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1851, Seite 245. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartAmt_245.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)