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eine Capelle mit Wallfarth (Gabelk.); gegenwärtig steht nur noch ein ärmliches, hölzernes Häuschen, in dem eine Glocke hängt, welche bei Leichenbegängnissen und Abends zum Gebet geläutet wird.

Auf dem, an die Markung von Echterdingen angrenzenden Theile der Markung Stetten, wo noch ein Gewand Lenkersweiler heißt, lag der abgegangene Ort Nenkersweiler, welcher in Urkunden von 1349 und 1385 vorkommt; in ersterer erscheinen Ulrich und Werner die Nänker und Albrecht der Sleht, Brüder von Nenkersweiler.


Unter-Sielmingen, [1]
Gemeinde III. Kl. mit 836 Einw., wor. 1 Kath. – Ev. Pfarrei mit Filial Ober-Sielmingen. Die Kath. sind nach Neuhausen eingepfarrt.

Das ziemlich große, in die Länge gezogene Pfarrdorf liegt 3 Stunden südöstlich von Stuttgart, frei an einem nördlichen, mäßig geneigten Abhange gegen den Fleinsbach, an den hier eine Säg- und Ölmühle gebaut ist, welche jedoch wegen Wassermangels öfters stille steht. Der Ort steht mit Bernhausen, Wolfschlugen, Bonlanden, Neuhausen, Harthausen theils durch chaussirte, theils durch unchaussirte Straßen in Verbindung. Die Bauart der Wohnungen, welche häufig zweistöckig sind, ist gut, sie stammen, laut den an ihnen angebrachten Jahreszahlen meist aus der Zeit von 1550–1620. Am nördlichen Ende des Dorfs steht ein Haus, welches gegenwärtig einem Bauern, Namens Bayha, gehört, und einst, nach dem noch vorhandenen Wappen mit der Unterschrift: hans friderich thum von nv-burg, der Sitz des Ortsadels war. In dem Orte befinden sich mehrere laufende Brunnen, die übrigens bei anhaltender trockener Witterung Mangel an Wasser haben, ein Übelstand, welchem durch angelegte Zieh- und Pumpbrunnen begegnet ist. Ein sorgfältig gemauerter Ziehbrunnen mit schön behauenem steinernem Gestell und der Jahrszahl 1555 steht an der von der Straße abgewendeten Seite des Rathhauses; er hat noch die alterthümliche Vorrichtung zum Aufziehen des Wassers. Im Allgemeinen ist das Wasser nicht gut, dagegen die Luft äußerst rein und gesund; Hagelschlag gehört zu den Seltenheiten.

Die am nördlichen Ende des Orts stehende Pfarrkirche ist hell und seit Harthausen kirchlich von Unter-Sielmingen getrennt ist, hinreichend geräumig. Das einfache Langhaus hat schmucklose spitzbogige Fenster und an der Südseite einen spitzbogigen Eingang, mit der Jahrszahl 1489, welche ohne Zweifel die Zeit der Erbauung angibt. Der Chor, welcher ein halbes Achteck bildet, hat nur ein gegen Osten gekehrtes, schmales

  1. Zu vergleichen die Anmerkung bei Ober-Sielmingen.
Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Stuttgart, Amt. J. B. Müller's Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1851, Seite 257. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartAmt_257.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)