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ganz feine Töpfererde vor, die von der Gemeinde pr. Wagen zu 15 kr. abgegeben wird.

Die Gemeinde besitzt 997 M. gut bestockten Laubwald, zu einem Jahresertrag von 145 Kl. und 17.400 Stück Wellen geschätzt, welcher über Abzug der Gaben von 25–30 Stück Wellen, welche jeder Bürger erhält, und des Besoldungsholzes, der Gemeindekasse etwa 3000 fl. einträgt. Zur nachhaltigen Bewirthschaftung des Waldes wird am Weg nach dem Katzenbach von der Gemeinde eine Forstbaumschule unterhalten. Der übrige Grundbesitz der Gemeindepflege beschränkt sich auf 19 Morgen, welche theils zur Farrenhaltung gehören, theils verpachtet sind. Ihr Geldvermögen besteht in 6779 fl. Kapital neben 7890 fl. Schulden. Außer 1741 fl. Staatssteuer werden jährlich 1200–1600 fl. Gemeindeschaden umgelegt. Die Stiftungspflege besitzt 1586 fl. Vermögen.

Der große, kleine und Heuzehente steht der Hospitalverwaltung Eßlingen zu, welche bis zum Jahr 1838 auch den Neubruchzehenten zu beziehen hatte, der jedoch, wie die übrigen derselben auf hiesiger Markung zugestandenen Gefälle, abgelöst wurde.

Vaihingens älteste Besitzer, welche urkundlich vorkommen, sind die Pfalzgrafen von Tübingen; der Name des Orts erscheint am frühesten um 1100 als Fügingen im Hirschauer Codex (S. 35 ed. Stuttg.), wonach Trasemunt von Böblingen allhier 3 Huben an Kloster Hirschau vergabt. I. J. 1297 März 15 verkaufte Pfalzgraf Gotfried von Tübingen villam in Vogingen mit allem Zugehör für 500 Pfd. an den Eßlinger Spital, welcher im 14ten bis 16ten Jahrhunderte hier fortwährend eine Menge einzelner Güter- und Gült-Erwerbungen machte. Im Jahr 1597 wurde von dem Spital dieses Besitzthum zu 248.588 fl. 371/2 kr. angeschlagen später zu 195.908 fl. 52 kr. (hohe und niedere Obrigkeit sammt Kirchensatz 6000 fl., Zehentscheuer 500 fl., Wald Katzenbach[1] 127.500 fl., ewige Hellerzinse, Fruchtgülten, Gänse, Hühner, Zinswein 12.022 fl., Steuer, Umgeld, Abzug, Nachsteuer, Zehenten 44.914 fl., ablösige Zinse 2044 fl. 52 kr., Leibeigene 2928 fl.). Das Spitalbuch von 1660 sagt: Der Spital ernennt Pfarrer, Schulmeister, Meßner und Heiligenpfleger, empfängt den großen Zehenten aus 11111/2 Morgen von allen Früchten etc. Alle Unterthanen sind leibeigen. Begütert allda war Kloster Weil (besaß 1290 den Frauenberger Hof), Kloster Bebenhausen 1302, Stift Sindelfingen u. a. Württemberg erkaufte 1302 den Pfaffenwald von der Gemeinde und schenkte ihn 1321 dem Stift Stuttgart. Was die Kirche betrifft, so übergaben Ernst, Heinrich, Burkhard und Konrad von Gültlingen

  1. Diesen Wald erkaufte der Spital im Jahr 1297 Mai 10 von Konrad von Bernhausen um 110 Pfd.
Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Stuttgart, Amt. J. B. Müller's Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1851, Seite 264. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartAmt_264.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)