Seite:OAStuttgartAmt 267.png

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Waldenbuch,
Gemeinde II. Kl. mit 2106 Einw., a. Waldenbuch, Stadt, 1812 Einw., wor. 1 Kathol. b. Glashütte, W., 220 Einw., c. Hasenhof, W., 39 Einw., d. Bachenmühle, 14 Einw., e. Obere Sägmühle, 21 Einw. – Ev. Pfarrei; die Kath. sind nach Stuttgart eingepfarrt.

Das Städtchen Waldenbuch, 4 Stunden südlich von Stuttgart an der Aich (hier Aia gesprochen) und einem von Weil im Schönbuch herkommenden Bach, der zuerst Todtenbach, dann Segelbach, weiter unter Seitenbach und zuletzt Heimbach genannt wird, auf und an einem beinahe ganz freistehenden, in das Aichthal vorgeschobenen, schön abgerundeten Hügel gelegen, ist der Sitz eines Revierförsters und eines Amtsnotars.[1] Auch befindet sich hier ein mit Wartgeld von der hiesigen und den umliegenden Gemeinden angestellter Arzt, nebst einer im Jahr 1820 als Filial von Plieningen errichteten Apotheke. Der vorerwähnte Hügel, auf dessen Kuppe das Schloß, welches Herzog Christoph auf den Grund einer älteren Burg erbaute, ferner die Kirche, das auf der alten Stadtmauer ruhende alte Pfarrhaus und das Schulhaus stehen, hängt nur gegen Westen mit dem sog. Weilerberg durch einen schmalen Sattel zusammen, und ist rings mit Wasser umgeben. Am Abhange desselben gegen Süden liegen das Rathhaus mit einem kleinen Marktplatz, sowie die eigentliche alte Stadt; die neueren Stadttheile ziehen sich theils in einer ziemlich langen Straße gegen den Weilerberg, theils lagern sie sich im Thale auf der linken Seite der Aich; eine kleine Häusergruppe liegt südlich der Stadt auf der rechten Seite des Heimbachs. Das alte Waldenbuch läßt sich an der Stadtmauer, die um der darauf erbauten Häuser willen, beinahe noch ganz erhalten ist, leicht erkennen. Es hatte vier Thore, wovon eines gegen Süden, mittelst einer unterirdischen Treppe in die Burg führte; die Spuren des Stadtgrabens, von dem auch eine Straße „am Graben“ heißt, sind noch vorhanden. Den Graben und den grasbewachsenen nördlichen Theil des Schloßberges umgab früher ein Zaun, inner welchem, so lange das Schloß noch Sitz eines Oberforstamts war (bis 1807), Hirsche und Rehe gehalten wurden.

Der Ort selbst ist unansehnlich, uneben, hat alte, unregelmäßig gebaute Häuser und schmale Straßen, welche innerhalb der Ringmauern gepflastert, außerhalb derselben meist gekandelt sind. Vermöge seiner Lage zwischen ziemlich hohen Bergen, ist derselbe reich an Quell- und andern Wassern, sogar auf der Höhe beim Schloß und Rathhaus sind reichlich

  1. Der gegenwärtige Amtsnotar wohnt mit höherer Erlaubniß in Echterdingen.
Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Stuttgart, Amt. J. B. Müller's Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1851, Seite 267. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartAmt_267.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)