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Seitenthal „Elsenthal“ einmündet, und später innerhalb der Stadt auf dem Dorotheenplatz, zwei Bohrungen auf „artesische Quellen“ unternommen[1]; beide haben zu Erbohrung überströmenden Wassers nicht geführt. Zu bedauern ist, daß keine genauen Bohrregister über die durchsunkene Schichtenfolge geführt wurden, um durch genauere Kenntniß der geognostischen Beschaffenheit der Thalsohle weitere Anhaltspunkte für künftige Bohrungen zu gewinnen. Das Bohrloch im Kaltenthal wurde (a. a. O.) in den „tieferen Schichten des weißen Keupersandsteins“ (dem Formationsglied des kieslichen oder unteren weißen Keupersandsteins) angelegt, und, wie es scheint, mit 489′ Teufe das Hangende des Muschelkalks („Wechsel des Mergelschiefers und des Kalkgebirgs“ a. a. O.) erreicht, also die Formationsgruppen des feinkörnigen Keupersandsteins und des Keupergypses durchsunken, wo vermöge der starken Zerklüftung der Formation und der erhöhten Lage des Bohrlochs im Nesenbachthal immerhin der Mangel an ansteigendem oder überströmendem Wasser erklärlich wird. Auf dem Dorotheenplatz scheint das Bohrloch auf 207′ Teufe in dem Diluvialboden und Schuttland der Thalsohle begonnen und durch Schichtenwechsel von Kalken und Mergeln des Muschelkalks niedergetrieben worden zu sein, ohne daß man auf das Liegende der Formation kam. 1

Weitere Bohrungen auf Wasser wurden angestellt in den „Kienlen“, unfern des Charlottenthors, ohne Erfolg; auf den sogenannten „Ziegelwiesen“ mit bei 40′ Teufe überströmendem Wasser in zwei Bohrlöchern; im Vogelsangthälchen an drei Punkten, wovon an einem Bohrloch von 112′ Teufe Wasser über den Bohrteichel überströmte, an dem zweiten bei 137′ Teufe das Gegentheil sich ergab, nämlich eine Wasser abführende Kluft erbohrt wurde; in einem Privatgarten in der Nähe der „Ziegelhütte“, wo „aus den oberen Schichten“ (?) überströmende Wasser gewonnen wurden (a. a. O.); im „oberen Elsenthal“ mit überströmendem Wasser. Weitere Bohrungen im „Dobel“, im „Hasenberger Thälchen“, in „Steinhausen“, bei dem Catharinenhospital, in den „Kriegsbergen“, im „Falkert“ wurden von den unteren Formationsgliedern des Keupers aus mehr oder weniger tief in den Muschelkalk abgetrieben und, wie es scheint, die Anhydrit-Gruppe des Muschelkalks in einigen dieser Bohrlöcher erreicht, deren Vorkommen nun an und für sich noch keineswegs als ein Kennzeichen für Abwesenheit freier, unterirdischer Wasservorräthe anzusehen ist, wenn gleich bei allen diesen


  1. S. württ. Jahrbücher 1853 II. S. 177.
Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Moser: Beschreibung des Stadtdirections-Bezirkes Stuttgart. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 13. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartStadt0013.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)