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Winter- und ersten Frühjahrszeit in dürrer Kahlheit erscheint, bietet er in der zweiten Hälfte des Frühjahrs mit dem weichen Grün seiner frischen Triebe einen dem Auge ungemein wohlthuenden Anblick und liefert im ersten Sommer dem Geruchssinn einige Entschädigung für die, Jahr aus Jahr ein durch die Emsigkeit der Winzerbevölkerung in- und außerhalb Etters nur allzuhäufig und intensiv verbreiteten „landwirthschaftlichen Düfte“, welche selbst in Sommernächten nach heißen Tagen den Genuß frischer Nachtluft in und außer den Häusern verkümmern.

Auf den Höhen der umgebenden Hügel und in dem oberen Nesenbachthal jenseits Heslach grenzen die Weinbergsanlagen an Wälder, deren Schatten in der heißen Jahreszeit von Vielen aufgesucht wird. Daher sind auch durch die Vorsorge der Stadtbehörde durch den dichten Buchenwald des Hasenbergs von der Geiseiche bis zum Sophienbrünnle angenehme Fußsteige gebahnt, ist am Bopserbrünnle die schon erwähnte schattige Anlage von Nadelhölzern gemacht und die früher beschwerlich, an vielen Stellen sogar gefährlich zu begehende Heidenklinge mit ihren Wasserfällen in den letzten zwanzig Jahren, namentlich in neuester Zeit, nicht nur leicht zugänglich, sondern auch im Einklang mit der hier auftretenden wilden Natur verschönert worden. Ein gut unterhaltener Fußpfad, an dem von Absatz zu Absatz Ruhebänke angebracht und Stege über den wildbrausenden Bach angelegt sind, führt durch die enge Waldschlucht, deren anfänglich milder Charakter sich gegen oben bis zu einem wildromantischen ändert. Der vom Pfaffensee herkommende Waldbach stürzt sich über die in der Schlucht anstehenden Ränder der festeren Keupersandsteinschichten und bildet, im Verein mit der üppigen Waldvegetation und der reichen Flora, äußerst malerische Partieen, die in der sonst so emsig kultivirten Gegend um Stuttgart nicht geahnt werden.

b. Aussichten.

Die umgebenden Höhen und Thalgehänge, zugänglich durch ein Netz von Güterwegen in den Labyrinthen des Weinberggürtels und durch die aus der Thaltiefe aufwärts führenden Steigen, bieten manche Punkte für Aussichten auf das Stuttgarter- oder in das benachbarte Canstatter Thal. Diese Steigen, welche mit jeder Wendung eine veränderte Aussicht gewähren, verdienen deßwegen namhaft gemacht zu werden: die alte und die neue Weinsteige nach Degerloch, letztere mit ihren Serpentinen; die Hasenberg-, die Bothnanger-, die Galgensteige; der Herdweg; die gepflasterte Gaisburger-, die obere Heusteige; die steile, unfahrbare Steige vom Bopserbrünnle auf die Höhe des Bopsers; der

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Moser: Beschreibung des Stadtdirections-Bezirkes Stuttgart. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 18. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartStadt0018.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)