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Quellen der Fall ist, die aufgelösten doppelt-kohlensauren Kalk- und Eisensalze, nachdem sie, durch Entweichen von Kohlensäure unter dem Einfluß höherer Temperatur und dem Aufhören des hydrostatischen Drucks an der Oberfläche, auf einfach kohlensaure Salze reducirt waren, in dem ruhigeren Gewässer an den seichteren Ufern des See’s in Form von Incrustationen und Niederschlägen absetzen. Daß diese Seitenquellen aus dem Canstatter Thermalfocus sehr stark waren, beweisen die mächtigen Ablagerungen zu Canstatt, und daß sie von erhöhterer Temperatur, als heutzutage gewesen sein mögen, geht aus den mächtigen aragonithaltigen Bänken oberhalb des Sulzrains bei Canstatt, bei dem Königl. Orangeriehaus und in der Calwerstraße in Stuttgart hervor.

b) Das mit dem Canstatter Mineralwasserkalk vergesellschaftete und theilweise wechsellagernde Conglomerat (Canstatter Nagelfluhe, Mineralwasserbreccie), bestehend aus Geschieben des Neckars, wie sie heutzutage noch vorkommen, welche durch einen Niederschlag von kohlensaurem Kalk, – offenbar, wie der Kalktuff selbst, aus dem Mineralwasser – cementirt sind, findet sich im Stuttgarter Thalbecken selbst nicht, sondern auf dem Gebiete der Stadt nur an dem Abhang oberhalb des Weilers Berg gegen Gaisburg hin, und an dem Hügel daselbst, welcher die Kirche trägt, gehört also ausschließlich dem Canstatter Thalbecken an. Dieses Gebilde ist, nach seinen Ablagerungsverhältnissen im Canstatter Thal zu schließen – und zwar, auf dem linken Neckarufer vom Rosensteinhügel an auf dem ganzen Abhang dieser Anhöhe bis zu dem Thaleinschnitt, durch welchen die Straße von Canstatt nach Ludwigsburg führt, und noch auf einem Punkte der sogenannten „Halden“ unterhalb dieses Thaleinschnitts, auf dem rechten Neckarufer am Seelberg und am Sulzrain, wo es sich bis zu 80′ Höhe über dem jetzigen Neckarspiegel erhebt, – ein Product der durch die Umbiegung des Neckars bei Canstatt veranlaßten Strömungen zur Zeit des dort bestehenden See’s, in Verbindung mit den an den Ufern des letzteren, wie oben erwähnt, zu jener Zeit zu Tage kommenden Mineralwasserquellen, welche das Bindemittel lieferten.

c) Der rothe Diluvial-Lehm nimmt, wie bereits in dem Abschnitt „Boden“ erwähnt, als unmittelbarer Untergrund der Ackerkrume einen großen Theil des Thalgrundes in verschiedener Mächtigkeit ein; nur in den Rinnsalen der Bäche ist derselbe auf größere oder geringere Erstreckungen entweder durch Abschwemmungen entfernt, oder durch Alluvialschutt ersetzt oder überschüttet, auch reichen die Abflößungen der Thalgehänge mehr oder weniger weit in den Thalgrund herein. Nicht selten ist der Lehm, und zwar

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Moser: Beschreibung des Stadtdirections-Bezirkes Stuttgart. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 39. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartStadt0039.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)