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Der schon früher mit Beginn der jetzigen Regierung auf Parke beschränkte Hoch- und Schwarzwildstand hat seine außerhalb der Letzteren gebliebenen Überreste, wie im ganzen Lande, so auch in der nächsten Umgebung der Residenz, in den Jahren 1848 und 1849 gründlich verloren, und auch von anderen jagdbaren Thieren bietet sich in Wald und Feld nur selten noch der gewöhnliche Hase und ab und zu ein Kitt Feldhühner dem Geschosse eines glücklichen Jagdpächters dar. Wie geschont der Wildstand ehemals war, kann daraus abgenommen werden, daß im März 1721 am hellen Tage ein Hirsch von zwölf Enden zum Büchsenthor herein und bis zum Rothenbildthor hinauf lief, während jetzt ein lebender Hirsch nur noch in den Wildparken zu sehen ist.

Von fleischfressenden Säugethieren finden sich ab und zu: Mustela erminea und vulgaris; M. foina und putorius (Marder und Iltis) scheinen so ziemlich vertilgt zu sein, in früheren Zeiten wagten sie sich nicht selten in die Hühnerställe der Stadt; von Insektenfressern ist Erinaceus europaeus nicht selten; Sorex araneus, fodiens, cunicularis wurden einigemal gefunden; von Fledermäusen kommen vor: Vespertilio murinus, noctula, pipistrellus; Plecotus auritus; Rhinolophus ferrum equinum und hipposideros; Lutra vulgaris wurde schon in den Teichen des Schloßparks angetroffen; Felis catus ist ausgerottet. Von Nagern sind zu nennen: Sciurus vulgaris im Schloßpark und den Wäldern, Arvicola arvalis und amphibius; Mus decumanus, sylvaticus, musculus; Mus rattus, welcher sich früher nur noch in dem Theatergebäude gegen den Vertilgungskrieg von Mus decumanus gehalten haben soll, wird seit dessen Umbau auch dort verdrängt sein.

Neben dem heimischen Sperling und der wandernden Schwalbe finden sich nur selten einzelne gefiederte Bewohner von Wald und Flur in dem Weichbild der Stadt ein, wie manchmal im Frühjahr die einsiedlerische Fringilla coelebs, im Winter Parus major oder coerulea, und Winters hungernde Flüge von Corvus frugilegus, cornix oder monedula etc. Im Frühling und Sommer hört man in manchen Jahren den Gesang der zuweilen in den Gärten um die Stadt nistenden Schwarzamsel und der schwarzköpfigen Grasmücke. Indessen sind die Vögel überhaupt in den nächsten Umgebungen der Stadt nicht häufig: wie wenn das Geräusch und die Beschäftigungen der Menschen, besonders aber die Liebhaberei für gefangene Sänger und Nichtsänger, zu deren Schutz in neuester Zeit die Eingebung eines Besteuerungsgesetzes bei der Ständeversammlung versucht wurde, die Vogelfauna entfernt hielte. So ist z. B. auch in dem Königl. Schloßgarten die hier sonst gegen Nachstellungen

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Moser: Beschreibung des Stadtdirections-Bezirkes Stuttgart. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 59. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartStadt0059.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)