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durch die Erfahrungen der städtischen Praxis keineswegs bestätigt. Es zeigt sich vielmehr, daß jene Krankheit unter der dienenden Classe und überhaupt unter den niederen Ständen mindestens ebenso häufig ist, als unter den höheren. Unter 20.046 weiblichen Kranken, welche von 1831–1855 im C.-Hosp. behandelt wurden und zum großen Theil der dienenden Classe angehörten, waren 1944, die allein wegen Bleichsucht in’s Hospital eintraten. Dies ergibt 9,6 Proz., also mehr als den zwölften Theil aller weiblichen Kranken. Der jährliche Durchschnitt jener 24 Jahre beträgt gerade 81. Über diesem Durchschnitte liegen fast alle Jahre von 1838–1850; vor dem ersteren Jahre waren die Zahlen geringer, und seit dem letzteren zeigt sich wieder eine deutliche allmälige Abnahme; von 1854 auf 1855 wurden nur 46 wegen Bleichsucht behandelt. In Bezug auf die Zahl der Bleichsüchtigen scheint St. viele andere Städte zu übertreffen. Es läßt sich nicht entscheiden, ob der Grund hiefür mehr in der Lebensweise der Einwohner oder in den geographischen Verhältnissen des Ortes zu suchen ist.

Von anderen chronischen Krankheiten ist wenig zu sagen.

Herzkrankheiten sind ziemlich häufig; von 1831–1855 kamen im C.-Hosp. 143 Fälle von organischen Fehlern des Herzens zur Behandlung. Chronische Magenleiden, welche in manchen Gegenden Württembergs besonders häufig sind, kommen verhältnißmäßig selten vor. An Magenkrebs insbesondere wurden im C.-Hosp. von 1831–1855 nur 26 Kranke, also wenig mehr als 1 Kranker im Jahre behandelt. Auch Krebsleiden anderer Organe sind nicht häufig. Von Gebärmutterkrebs kamen 23, von Leberkrebs 4, von Mastdarm-, Nieren- und Hirn-Krebs je 1 Fall zur Beobachtung.

Brightische Nierenkrankheit ist erst in neuerer Zeit Gegenstand der allgemeinen Aufmerksamkeit geworden; sie scheint hier zu den selteneren Krankheiten zu gehören.

Blasensteine sind in St. seltener als in anderen Gegenden Württembergs, z. B. am nördlichen und südlichen Fuße der Alp.

Die venerischen Krankheiten werden, insoweit sie im C.-Hosp. zur Behandlung kommen, weiter unten ihre Berücksichtigung finden und, da es außer den Ergebnissen dieses Hospitales keine andere sichere Quelle gibt, aus welcher ihre hiesige Verbreitung beurtheilt werden könnte, hier nicht weiter erwähnt.

Unter den parasitischen Thieren, welche den Menschen heimsuchen, verdient zuerst eine kurze Bemerkung der Bandwurm. Im C.-Hosp. wurden an diesem von 1831–1855 nur 79 Personen behandelt. Nach den Zusammenstellungen von G. Cleß kamen

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Moser: Beschreibung des Stadtdirections-Bezirkes Stuttgart. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 88. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartStadt0088.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)