Seite:OAStuttgartStadt0102.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

1754. Durch die Schrift, die nöthige Glaubenseinigkeit der prot. Kirchen (1719) ward er der Urheber der kaum erwähnten Unions-Versuche.

Dan. Maichel, geb. 14. Oct. 1693, Theologe, machte auf Kosten d. Herzogs 1718 Reisen, 1723 Prof. d. Philos. u. Theol. in Tüb., starb 28. Jan. 1752 als Prälat von Königsbronn. Außer mehreren philos. Schriften verfaßte er 1721 eine Anleitung z. Kenntniß d. Pariser Bibliotheken.

Joh. And. Gramlich, geb. 1. Juli 1689, nach einer größeren Reise 1726 Hofcaplan u. 1727 Hofprediger hier, starb 7. April 1728. Er wirkte auf diesen damals sehr schwierigen Posten im Geiste Hedinger’s u. schrieb Erbauungsbücher u. geistliche Lieder.

Joh. Jac. Moser von Filseck, geb. 18. Jan. 1701, im 19. Jahre Prof. d. Rechte in Tüb., 1726 Regierungsrath hier, 1736 Director d. Univ. Frankfurt a. d. O., 1747 landgr. hessen-homb. Geh. Rath, 1751 zur Stelle eines würt. Landschaftsconsulenten berufen. Als solcher widersetzte er sich, obgleich nicht unterstützt von dem ständ. Ausschusse, den Eingriffen Montmartins in die Rechte des Landes, wurde deßwegen 12. Juli 1759 ohne alle Untersuchung auf die Festung Hohentwiel in härteste Haft gebracht und erst 25. Sept. 1764, nach Fürsprache Friedrichs d. Gr. u. Friedrichs V. von Dänemark (der letztere ernannte ihn 1759 zum Etatsrath), auf Befehl des Kaisers befreit. Ohne Groll im Herzen diente er dem Herzoge Carl, der ihm jetzt mündlich sein Unrecht bekannte, bis an seinen Tod, am 30. Sept. 1785 mit Rath und That, namentlich auch bei Errichtung des Erbvergleichs. Er schuf das deutsche Staatsrecht, brachte das positive europ. Völkerrecht empor u. schrieb einige hundert Druckbände, worunter 27 der relig. Erbauung gewidmet. Diese enthalten mehr als 1000 im Gefängnisse gedichtete geistliche Lieder, die er, weil ihm keine Schreibmaterialien zugelassen waren, mit der Lichtputze an den Rand einer Bibel und an die Wände kritzelte. Er hat seine Lebens-Geschichte (3. Aufl. 4 Bde. 1777–83) selbst beschrieben.

Chran. Fried. Sattler, geb. 17. Nov. 1705, stud. d. Rechte in Tüb., 1736 Geh. Archivar, seit 1776 mit d. Titel Regier.-Rath, starb 16. Mai 1785. Durch s. Geschichte Würtenbergs in 14 Quartbänden hat er sich ein bleibendes Verdienst erworben.

Joh. Gli. Breyer, getauft 25. Dec. 1715, stud. in Tüb. d. Rechte, ward nach größeren Reisen 1740 Auditor bei einem ungarischen Regimente, 1748 würt. Geh. Secretär, starb 25. Jan. 1796 als w. Geheimerrath. Er machte sich durch seine Elementa juris publici Würtembergici (1782) verdient.

Gfr. Ploucquet, geb. 25. Aug. 1716, stud. in Tüb. Philos. u. Theol., 1750 Prof. d. Logik u. Metaphysik, starb daselbst, den Nachruhm eines scharfsinnigen Denkers und witzigen Kopfes hinterlassend, 13. Sept. 1790. Sein Hauptwerk ist Expositiones philosophiae theoreticae 1782. Siehe Andenken G. P. 1790.

Ph. Fri. Rieger, geb. 2. October 1722, ward 1742 preuß. Auditor, 1755 würt. Regiments-Quartier-Meister u. bald Liebling des H. Carl E., der ihm unter Ernennung zum Major u. Oberst die Leitung des Kriegsraths anvertraute und sich ganz von ihm beherrschen ließ. Er führte die verfassungswidrigen Militär-Aushebungen aus und preßte mit dem Säbel in der Hand der Landschaft Gelder für seinen Herrn ab, ward aber durch die Arglist seines Nebenbuhlers Montmartin 28. Nov. 1762 gestürzt, u. ohne Untersuchung in härtestes Gefängniß nach Hohentwiel gebracht, von wo er erst auf Andrängen des Königs von Dänemark nach 1460 Leidenstagen befreit wurde. Der Herzog, einsehend, daß er das Verbrechen, dessen er bezüchtigt worden, nicht begangen habe, ernannte ihn 1776 zum Commandanten

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Moser: Beschreibung des Stadtdirections-Bezirkes Stuttgart. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 102. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartStadt0102.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)