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Ernst, verwahrte. Auf der Südseite lag, neben dem alten, schon 1394 genannten Bauhofe, der alte Marstall, dem der „Marstaller“ vorgesetzt war. An der Stelle dieser drei Gebäude, des Gasthauses zum Kreuz und einiger Privathäuser, baute Herzog Christoph 1560 mit etwa 15.000 fl. den neueren Marstall, das jetzige Stadtdirektions-Gebäude. Die Strecke des Grabens von hier bis zu dem auf dem Turnieracker gelegenen Zeughof, wo „der Hirschbrunnen“ stand, hieß der „Hirschgraben“. Das Zeughaus war mit einer Mauer umgeben, innerhalb welcher auch das Bindhaus und die Küferei lag und wurde 1566 neu gebaut. Es stand unter dem „Zeugmeister“ mit seinen „Büchsenmeistern“[1]. An die Stelle dieser Gebäude kam 1834 der Bazar, ein massives Privatgebäude mit 15′ hohen Arcaden und 19 Gewölben. Hinter dem Marstall war die kleine herrschaftliche Kelter, die nachmals zur Botenmeisterei (für den Canzleidienst) eingerichtet wurde; ein noch stehendes Haus mit weithin sichtbarem hohem Giebel (Enge Straße Nr. 8). Gegenüber vom Schlosse, auf der Westseite, lag die Canzlei, noch jetzt die alte Canzlei genannt. Ursprünglich stand sie hinter der Stiftskirche, an der Stadtmauer. An die Stelle der jetzigen kam 1446 ein hölzernes, 1543 aber ein massives Gebäude, wozu die Steine der abgebrochenen Heslacher Wallfahrtskirche verwendet und einige nebenstehende Gebäude, worunter die Stiftspredigerswohnung, abgebrochen wurden. Das Gebäude, wie es jetzt steht, baute Herzog Christoph 1566, wobei gleichfalls einige Privathäuser, namentlich auch das des Schloßkaplans, niedergerissen werden mußten. In diesem Gebäude, das am 30. December 1684 durch Feuer sehr beschädigt wurde und jetzt der Bau- und Garten-Direction und der Nationalindustrie-Anstalt etc. eingeräumt ist, fanden sämmtliche Regierungsbehörden des Landes bis 1776 Raum. Der 1560 abgebrochene Bauhof wurde sofort auf den Turnieracker verlegt. Er enthielt Wohnungen und Werkstätten für die fürstlichen Baumeister, den Hofschreiner und andere Handwerksleute und


  1. Im Jahre 1540 wurden die Vorräthe gestürzt und angeschlagen, im Ganzen zu 72.244 fl. 24 Schilling 5 Heller. Da fanden sich 6 große Karthaunen, worunter die „lang Singerin“, mit 1140 Kugeln zu 42 Pf.; 8 kleinere Karthaunen, worunter „die Nachtigall“, mit 1505 Kugeln à 33 Pf.; 7 Nothschlangen mit 1530 Kugeln à 18 Pf.; 2 lange Schlangen; 30 gemeine Schlangen, worunter „die Singerin“, mit 6008 Kugeln à 7 Pf.; 28 Falkonetten mit 3824 Kugeln à 2 Pf.; 8 Feuerbüchsen; 8 Hacken Hagelgeschütz; 51 Serpentenlein und Doppelhacken; 306 einfache Hacken, je 34 Pf. schwer, die auf Böcke aufgelegt wurden. Sodann, außer Wägen und Ketten, 2992 Roßeisen, 70.000 niederländische Hufnägel, 448 Schaufeln, 289 Pickel etc., 40 Wenden, 881 Ctr. Pulver, 10.329 lange neue Landknechtsspieße, 12.750 Pechringe. 90 Ctr. Salpeter etc.
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Rudolph Moser: Beschreibung des Stadtdirections-Bezirkes Stuttgart. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 126. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartStadt0126.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)