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Büchsenthors verlegt ward. Das in derselben Straße stehende Hofkrankenhaus wurde 1611 erbaut, und ist jetzt im Besitze der Diaconissen-Anstalt. Vor der 1802 aufgefüllten Schellenwette auf dem Post-Platze stand die Reichs-Post, in deren 1833 neu aufgeführtem Gebäude nunmehr das K. Ministerium des Kirchen- und Schulwesens sich befindet. Da, wo die unten zu beschreibende neue Infanterie-Kaserne steht, am Rothenbild-Thor, war schon 1749–51 eine Kaserne errichtet worden, deren linker Flügel 3. Mai 1791 abbrannte. Vor dem genannten Thore lag ein herzoglicher Lustgarten, der nachmals sogenannte Küchen-Garten, in welchem sich 1736 außer einer Lust-Grotte eine schöne Orangerie, Ananas, zweierlei Pisang, flos cereus americanus, angulosus, serpentis major und andere seltene Pflanzen fanden. Zwischen dem großen und kleinen Graben, an der jetzigen Königs-Straße, gegenüber dem ehemaligen Gasthof zum römischen Kaiser, an der Stelle des städtischen Waghauses und des Gasthauses zur Bretzel wurde 1753 die Legions-Kaserne erbaut: ein Viereck, gegen die Königs-Straße 238′, gegen die Leimengrube, jetzige Marien-Straße, 241′ lang und 46′ tief, jetzt der Sitz der K. Centralstellen für Landwirthschaft und für Gewerbe und Handel u. dergl. Neuer ist das nahe gelegene, 1781 erbaute ehemalige Calwer Haus. Ebenda, in der Nähe des Gasthofes zum Rothen Haus, gegenüber der 1761 von der Stadt erbauten Hauptwache, ließ Herzog Eberhard Ludwig um 1720 für seinen Hofmarschall, Grafen v. Grävenitz, ein Haus aufführen, das von Herzog Carl Eugen seiner nachmaligen Gemahlin, der Gräfin Franciska von Hohenheim, übergeben wurde, und später bis 1816 zum Sitze der jeweiligen Erb- und Kron-Prinzen diente; das bedeutend erweiterte Gebäude ist jetzt dem K. Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten eingeräumt, und im Nebengebäude der K. Hofbank untergebracht. Der große Graben war bis 1761 mit Linden und Akazien besetzt; dasselbe geschah 1782 mit dem kleinen Graben von der Legions-Caserne an, die nun die kleine oder Juden-Planie hieß. Die Gegend, wo das 1685 erbaute Gymnasium steht, hieß noch 1535 „zur hohen Krähen“; hier stand ein zweites Beguinenhaus, wo nach der Reformation die lateinische und einige Zeit lang auch die deutsche Schule untergebracht ward, daneben die Wohnung des herzoglichen Capellmeisters. Das weiter unten stehende Landschafts-Gebäude wurde erst 1565 angelegt und zunächst für die Steuer-Kasse bestimmt, welche bis dahin auf dem Rathhaus war, wo auch, gegen 16 fl. jährlichen Miethzins, die Versammlungen der Landschaft gehalten wurden. Das größere, 1580 begonnene Eck-Gebäude enthielt den mit den Wappen der württ. Klöster und Städte gezierten

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Rudolph Moser: Beschreibung des Stadtdirections-Bezirkes Stuttgart. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 134. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartStadt0134.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)