Seite:OAStuttgartStadt0147.png

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gemalte Decken-Gemälde stellt eine Allegorie auf das unter dem Einfluß der Künste und unter der Fruchtbarkeit der Jahres-Zeiten blühende Württemberg dar. Es wurde von dem Galerie-Direktor Guibal im Jahre 1758 (welche Zahl mit dem Namen des Künstlers auf dem Gemälde selbst angebracht ist) gemalt. Durch ein Vestibule, dessen Wände mit grünem und röthlichem Marmor bedeckt sind, und in welchem Leuchterträgerinnen: vergoldete Statuen auf Postamenten zwischen den in das anstoßende Gemach führenden Eingängen stehen, gelangt man in den großen Marmor-Saal, der eine länglicht-runde Grund-Form hat, 63′ lang, 401/2′ breit und 401/2′ hoch ist. An den mit verschiedenem farbigem Marmor bekleideten Wänden laufen marmorne Säulen und Pilaster, mit metallenen Fuß-Gesimsen und Kapitälen geschmückt, empor. Sie tragen das Gesims, das sich vor den darüber zurückweichenden, mit figürlichem Schmucke bedeckten, oberen Wänden zu einer um den ganzen Saal laufenden Galerie bildet. Das Gemälde des Spiegel-Gewölbes der Decke, nach einer Zeichnung von Guibal, durch Hetsch (oben S. 105) ausgeführt, zeigt in der Form eines ovalen Bildes, das eben vollendet, von Engeln in die Rahme gehoben wird, eine allegorische Darstellung. Die beiden Basreliefs von cararischem Marmor, Bildnisse der Herzoge Carl Eugen und Friedrich Eugen, sind jenes von Le Jeune, dieses von Dannecker. Auf den Öfen stehen goldbronzirte Büsten Sr. Majestät des jetzt regierenden Königs. Von dem Marmor-Saal tritt man auf den Balkon des Portikus. Die südlich an den Marmor-Saal anstoßenden sog. Gesellschafts-Zimmer durchwandernd, in welchen wir eine sehr schöne Bacchus-Statue von Dannecker bewundern, treten wir in den Thron-Saal, und von da an in zwei mit ausgezeichneten Fresco-Gemälden geschmückte Säle. Diese von Hofmaler v. Gegenbaur in den Jahren 1837–1841 ausgeführten Bilder[1] stellen Begebenheiten aus der württembergischen Geschichte dar, und zwar im ersten Saal links: den Ausfall Graf Eberhard des Erlauchten aus der belagerten Stadt Stuttgart (im Jahr 1286); rechts: die Schlacht bei Eßlingen zwischen Graf Ulrich dem Vielgeliebten und den verbündeten Reichsstädten (im Jahr 1449); auf der Rückwand: den Einzug des Herzogs Eberhard im Bart in Tübingen (im Jahr 1495); ferner im zweiten Saal aus dem Leben des Grafen Eberhard des Greiners, links: dessen Flucht aus dem Wildbad (im Jahr 1367); rechts: die Zerstörung


  1. S. die Fresken aus der württ. Geschichte in dem K. Residenz-Schlosse zu Stuttgart, ausgeführt von A. v. Gegenbauer. Stuttg. o. J. 12.
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Rudolph Moser: Beschreibung des Stadtdirections-Bezirkes Stuttgart. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 147. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartStadt0147.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)