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In dem Souterrain des Gebäudes sind die Apparate, welche die Bühne und die Zuschauerräume heizen. Der eine, ein Luftheizungsofen für die letzteren, wird mit Holz, die zwei andern zur Erwärmung der Bühne bestimmten Öfen werden mit Steinkohlen geheizt. Ebendaselbst befindet sich die Löschanstalt, die das ganze Gebäude auf jedem Gang mit Schläuchen und Spritzen in so großer Menge und so zweckmäßig vertheilt, versieht, daß jede Feuersnoth im Keime erstickt werden kann, wenn sie zeitlich entdeckt wird. Daneben ist das Pumpenwerk angebracht, welches das Wasser in die unter dem Dache befindlichen großen Behälter pumpt. 1

Unter dem Porticus tritt man durch drei große Portale, mit geradlinigem Sturz und Fenster im Halbkreis darüber, in das Vestibule des Gebäudes, von dem aus man auf den Treppen rechts und links auf die Galerien gelangt. Gerade vor dem Eintretenden sind die Räume für die Billetabgabe und rechts und links von denselben Steintreppen, die zum Parterre führen. Auf dieser Etage befinden sich die Theaterbibliothek etc., Requisitenmagazine und Dienstwohnungen. Der Zuschauerraum des Theaters, der die Grundform eines Hufeisenbogens hat, und im Ganzen 1850 bis 1900 Personen faßt, besteht außer dem Parterre aus vier Galerieen, deren Brüstungen gemalte und vergoldete Verzierungen auf weißem Grund enthalten, während sämmtliche Rückwände mit dunkelrothen Tapeten bekleidet sind. Die Decke des Saals ist geschmackvoll bemalt und zeigt in passenden Verzierungen die Brustbilder der ersten Tonsetzer und Dichter. In der Mitte desselben ist eine Öffnung, durch welche man den großen, prachtvollen Kronleuchter herabläßt und hinaufzieht. Sämmtliche Galerieen springen frei hervor; nur die erste wird von Säulen mit korinthischen Kapitälen getragen, wodurch im Parterre ein Gang entsteht, der an den ringsumlaufenden Wänden Bänke enthält und außerdem für Stehplätze bestimmt ist. Das um vier Fuß ansteigende Parterre besteht aus dem Orchester, zwei Reihen Bänken für die Offiziere, und acht Reihen Sperrsitze; die übrigen Plätze bilden das offene Parterre. Das ganze Theater wird durch Gas beleuchtet, wofür zusammen 1380 Gasflammen eingerichtet sind. Die erste Galerie enthält in der Mitte die mit geräumigem Salon versehene große Hofloge: einen leichten, zeltartigen, von Säulen gestüzten Bau mit bemalter Decke, reichen Vorhängen etc. Rechts und links schließen sich an dieselbe zwei Reihen anderer Logen für hohe Fremde an. Die beiden letzten größeren Logen gegen die Bühne sind für die Königlichen Prinzessinnen Catharine und Auguste bestimmt. Die andern dazwischen liegenden Logen sind

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Moser: Beschreibung des Stadtdirections-Bezirkes Stuttgart. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 157. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartStadt0157.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)