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oben der kleine für den Herzog bestimmte und der große Speise-Saal der Zöglinge; ersterer eine schöne Rotunde mit von 24 korinthischen Säulen getragener Kuppel, beide mit trefflichen Deckengemälden von Guibal u. A. geschmückt[1]. In den vormaligen Speise-Sälen ist jetzt die königl. Privatbibliothek, in dem darauf folgenden Flügel die geheime Cabinets-Kanzlei und in dem anstoßenden Pavillon das Königl. Plan- und Landkarten-Cabinet untergebracht. Die unteren Räume der beiden Flügel, wo einst der Rangir-Saal und das Winterbad waren, dienen jetzt als Stallungen für die ausgezeichneten Königl. Pferde. In dem oberen südlichen Flügel befindet sich das Königl. Hofjägermeisteramt. Im Übrigen sind die Gebäude Adjutanten des Königs, Kön. Hofbeamten und Hofdienern zur Wohnung eingeräumt, mit Ausnahme des an die Neckarstraße stoßenden Hauptgebäudes, welches ursprünglich für die Garnisons- und dann für die Academie-Kirche eingerichtet war. Im J. 1810, als die Kirche im alten Schloß verlassen worden, wurde das Gebäude von Thouret geschmackvoll, wiewohl von der gewöhnlichen Kirchenform etwas abweichend, eingerichtet und die Hofkirche hierher verlegt. Hinter dem Altar erhebt sich ein sehr schönes, die Himmelfahrt Christi darstellendes großes Wandgemälde von Hetsch, hinter welchem die 1836 von Walker gebaute Orgel mit 24 Registern sich befindet. (Das 1839 erbaute Hofpredigerhaus steht in der Kanzleistraße.)

Nächst den s. g. Academie-Gebäuden an der Neckarstraße steht das 1839 von Salucci aus Stein erbaute schöne und sehr geräumige Königl. Reithaus mit Galerien für Zuschauer.

An der Königsstraße, zunächst dem Königsthore, steht das Marstallgebäude, ein langes Viereck, von Herzog Carl Eugen auf der Solitude erbaut und 1805–6 – wohl um den Anbau der Straße rasch zu fördern – hierher versetzt. Es ist einstöckig mit Attiken und Mansardwohnungen und in der Mitte mit einer Kuppel geziert. Von den, einen Hof mit zwei Brunnen umschließenden vier Flügeln sind die beiden Hauptflügel, deren einer die Königsstraße begrenzt, je 840′ und der obere und untere Seitenflügel je 245′ lang; die untern Räume enthalten Stallungen für etwa 300 Pferde, eine Reitschule, Remisen für die Königl. Wägen und Pferdgeschirre, sowie die Lakier-, Schmiede-, Sattler- und Wagner-Werkstätten. Unter den für Marstallsbeamte, Hofangehörige etc. bestimmten


  1. Wie die Räume sonst bis 1794 für die Zwecke der Academie und ihrer Zöglinge eingetheilt waren, ist aus einer mit Plan versehenen Beschreibung im Journal von und für Deutschland 1784. IV. zu ersehen.
Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Moser: Beschreibung des Stadtdirections-Bezirkes Stuttgart. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 160. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartStadt0160.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)