Seite:OAStuttgartStadt0167.png

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reich bemalt, paßt sehr gut zu der gelben Lackirung der Neben-Wände und zu den kostbaren Malachit-Vasen, welche in den Nischen an den Langwänden stehen. Vor diesem Saal ist die Terrasse durch die oben erwähnte große Laube, auf jonischen, von amerikanischen Reben umrankten Stein-Säulen, beschattet, und ein bequemer, doppelarmiger Fahrweg führt von dem Plateau, die ganze Höhe des Unterbaues überwindend, bis zur äußeren Speise-Saal-Thüre herauf. Eine geräumige, halbachteckige, durch zwei gewundene Flügel-Treppen mit dem Plateau gleichfalls zusammenhängende Erweiterung vermehrt noch den ebenen Raum vor dieser Laube, und die Statuen der vier Jahres-Zeiten, nebst einer schönen, von Kinder-Figuren getragenen Erz-Schaale erhöhen den Reiz dieses harmonischen Ganzen. Das an den Speise-Saal stoßende süd-westliche Eck-Zimmer, mit einer sehr zierlichen Decke, in welcher Genien von der Hand des Malers Schmidt die runden Täfelungs-Felder ausfüllen, vermitteln den Eingang zum großen Saal (Tanz-Saal), der, weit höher als die seither durchwanderten Räume, aus zwei Reihen korinthischer Säulen übereinander gebildet wird. Hier laufen Galerien für das Orchester in der Höhe umher, und gegen Westen und Osten dehnt sich dieser prächtige Raum in zwei halbrunde, weite Nischen aus, deren Hauptschmuck je ein Paar sich gegenüberstehender marmorne und mit reich vergoldeter Bronce ornirter französischer Kamine ausmacht, welche mit ihren hohen Spiegeln die Perspektive bis in’s Unendliche verlängern. Die Farbe des ganzen Saales ist glänzendes Weiß mit reicher Vergoldung; die ganze Weite des Saals ist an seinen beiden schmalen Seiten über den durch reiche Gliederung umrahmten Haupt-Pforten mit lebensvollen Genrebildern, von der kunstgewandten Hand unseres Landsmannes Carl Müller, ausgefüllt, zwei Scenen aus dem italienischen Volksleben darstellend. Nach Durchschreitung des Saales betritt man die nördliche Enfilade, die mit einem, auf die Terrasse des westlichen Neben-Gebäudes sich öffnenden Cabinet beginnt, das eine kleine Zahl herrlicher Öl-Gemälde, von de Keyser und unserem Landsmann German v. Bohn, beherbergt. Daran reiht sich der Billard-Saal, dessen Decke von polirten, lichtgrauen Marmor-Säulen mit weißen Füßen und Knäufen getragen ist. Den Schluß bildet der Bibliothek-Saal, ganz in dunkler, sehr kunstvoller Holz-Täfelung ausgeführt, mit einem hohen, weißen Marmor-Kamin, von der schönsten Sculptur, wie alle die köstlichen Marmor-Arbeiten, welche diesen Landsitz schmücken, in der Werkhütte des Baues selbst aus den rohen, von Italien bezogenen Blöcken gemeißelt. Zum Wohnstockwerk führt von der oben

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Rudolph Moser: Beschreibung des Stadtdirections-Bezirkes Stuttgart. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 167. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartStadt0167.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)