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welche drei Fenster des Chors und das Fenster über dem westlichen Haupt-Eingange mit den Gemälden der Geburt, der Kreuzigung, der Auferstehung und einer Darstellung des Königs David zieren. Diese Gemälde wurden, die Kreuzigung nach Carton des Prof. Dieterich, die übrigen nach Cartons von Prof. v. Neher, von den bayerischen Glas-Malern Gebrüder Scheerer trefflich ausgeführt. Die architektonischen und ornamentalen Verzierungen auf denselben erfand und zeichnete Architekt C. Beisbarth. 1

Die Stifts-Kirche (die Abbildung des Grundrisses s. Heideloff a. a. O. IV.) steht in der Nähe des alten Schlosses und ist in nordöstlicher Richtung in verschiedenartigem Style gebaut. Auf der südwestlichen Seite steigt der über die Wände der Seiten-Schiffe etwas vortretende, von vier starken Strebe-Pfeilern gestützte, und bis über seinen dritten Stock von einem Treppen-Thürmchen begleitete, viereckige Thurm in vier Stockwerken empor, nimmt auf dieser Höhe noch zwei achteckige Geschosse auf, und endigt, statt in einer durchbrochenen Pyramide, wie es im Plane war, mit einem metallenen Zelt-Dach. Die mit einfachem Giebel-Dach bekrönten Streben sind mit reichverzierten Baldachinen geschmückt, unter denen auf Consolen die Stand-Bilder der vier Evangelisten, schwere Gestalten von wenig Ausführung, aber guter Wirkung, stehen. Auf einem der Spruchbänder, die sie in den Händen halten, liest man die Jahrszahl 1495. Die weiteren vier auf der Ost-, sowie auf der Nord- und Süd-Seite auf den Thurm-Pfeilern ruhenden Streben erscheinen über dem Giebel-Dach der Kirche verziert. Da, wo der vierseitige Thurm in das Achteck umsetzt, sind seine Ecken, die früher freistehende Pyramiden-Thürmchen getragen, abgeschrägt und mit Wasserspeiern in der Form fabelhafter Thier- und Menschen-Bildungen versehen. Um die zwei obersten achtseitigen Geschosse laufen drei durchbrochene Galerien, deren Füllungen nach dem Muster der baufällig gewordenen alten in diesem Jahrhundert ausgeführt sind. Über dem einfachen spitzbogigen Haupt-Portal mit seinem einfachen Wechsel von Rund-Stäben und Kehlen in den Leibungen ist ein großes Spitzbogen-Fenster, dessen Maßwerk bei der Einsetzung der Glas-Gemälde durch anderes ersetzt wurde, in die Thurmwand eingelassen. Auf dem Schlußsteine des Bogens liest man gleichfalls die Jahrszahl 1495. Den reichsten und schönsten architektonischen und plastischen Schmuck am Äußeren der Kirche entfaltet aber das Portal auf der Südost-Seite, das sogenannte Apostel-Thor (abgebildet bei Heideloff V. und in den Jahresheften des w. Alterthums-Vereins). Zwei im obersten Absatz mit gekuppelten Halbfialen unter verzierten Giebeln geschmückte, nur wenig über die

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Rudolph Moser: Beschreibung des Stadtdirections-Bezirkes Stuttgart. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 179. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartStadt0179.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)