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Mauer vortretende Strebe-Pfeiler umrahmen nebst dem einfachen, einen Kranz von Baldachinen überragenden Gesimse, den durch einen schmalen Pfeiler in zwei Hälften getheilten horizontal bedeckten Eingang, dessen elliptischer Bogen durch einen geschweiften Spitz-Bogen überhöht wird, der, mit seiner Kreuz-Blume auf der Spitze, den Krappen auf den Schenkeln und den beiden Fialen zu beiden Seiten, eine zierliche Wimperge bildet. Darüber stehen in zwei horizontalen Reihen, in flachen, in die Mauer eingelassenen Nischen runde Figuren: Christus und die zwölf Apostel, herrliche Gestalten voll Ernst und Würde. Die Spitz-Säulen, welche die Wimperge stützen, sind unterwärts zu Baldachinen gewölbt, unter denen Figuren auf Consolen standen, die jetzt leider fehlen. Die Felder der Bögen enthalten schön gearbeitete Relief-Darstellungen, und zwar sieht man in dem elliptischen Bogen-Feld die Kreuz-Schleppung Christi, in dem Feld zwischen dem geschweiften Spitz- und dem Thür-Bogen die Auferstehung. Dieses Bildwerk von hoher Vortrefflichkeit ist, wie aus der Jahres-Zahl ersichtlich, welche man in dem Baldachin eingehauen findet, auf welchem Petrus steht, im Jahr 1494 vollendet worden. Auf die unbekannten Künstler oder Stifter derselben beziehen sich wohl die Wappen an den Consolen der Apostel Simon und Paulus, von denen das eine drei Lilien, das andere ein Sparren mit drei Sternen im Schilde führt. Dem anderen Eingang auf derselben Seite der Kirche, der sogenannten Braut-Thüre, deren Spitzbogen durch einen sogenannten Eselsrücken mit Krappen auf den Schenkeln überhöht erscheint, wurde später eine von einer Galerie mit germanischem Maßwerk bekrönte, gewölbte Vorhalle mit spitzbogigen Arkaden vorgebaut. Der Schluß-Stein des Netz-Gewölbes dieser Vorhalle zeigt in einer Relief-Darstellung Adam und Eva unter dem Baum der Erkenntniß; die Consolen, welche die Bögen tragen, bestehen in Engelsbrust-Bildern mit Wappen-Schilden in den Händen. An dem einzigen freistehenden Eck-Pfeiler stand früher auf einer ähnlich gebildeten Console unter einem Baldachin eine (jetzt fehlende) Statue. Der auf der Süd-Ost-Seite stehende Thurm, welcher noch heute den Kreuzes-Arm des Quer-Schiffes der alten Kirche bezeichnet, zeigt in den Scheidungs-Gurten seiner drei ältesten Stockwerke den romanischen Rundbogen-Fries mit darüber hinlaufender prismatischer Zahnschnitt-Verzierung, und Fenster mit primitiven Spitzbogen, in denen der oberen (von 1488 an erbauten) Geschosse dagegen den germanischen Spitzbogen-Fries mit Spitzbogen-Fenster. Der darüber aufgeführte, schon vielfach umgeänderte Holzbau hat einen Umgang mit eisernem Geländer, und ist mit einem geschweiften Dache bedeckt, das, ehe es

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Rudolph Moser: Beschreibung des Stadtdirections-Bezirkes Stuttgart. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 180. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartStadt0180.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)