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militare umgürtet; auf den Schultern über dem Mantel sind die württembergischen Wappenschilde angebracht. Das Haupt, das wie das seiner Gemahlin auf einem gestreiften Kissen ruht, ist mit einer Krone aus Weinlaub geschmückt. Agnes, seine Gemahlin, zu deren Füßen zwei Hunde liegen, als Symbol der ehlichen Treue, ist in ein langes faltenreiches Gewand gekleidet, über dem auf der Brust eine Spange mit dem württembergischen und polnischen Wappen den unter den Armen aufgezogenen Mantel zusammenhält. Ihr Haupt schmückt eine Laubkrone aus Ulmenblättern und ein geröllter, über eine Spitzenhaube geworfener, Schleier. Zu Häupten Beider sind Schilde mit dem württembergischen und dem polnischen Wappen angebracht, und die auf der abgeschrägten Kante um das Monument laufende Inschrift zeigt die Todestage an. – Eine Hauptzierde der Kirche bilden die auf Befehl des Herzogs Ludwig von Württemberg um 1574 begonnenen, aber erst unter seinem Nachfolger Herzog Friedrich vollendeten, in Stein ausgeführten, trefflich gearbeiteten eilf Standbilder württembergischer Fürsten, die unter einem an allen Stellen reich verzierten architektonischen Gerüst in glatten, durch Atlanten in Hermenform getrennten, Nischen geharnischt, barhäuptig und die Helme zu ihren Füßen auf Löwen stehen. Es sind die Statuen der Grafen: Ulrich, des Stifters (gest. 1265); Ulrichs II. (gest. 1279); Eberhards des Erlauchten (gest. 1325); Ulrichs des III. (gest. 1344); Ulrichs des IV. (gest. 1366); Eberhard, des Greiners (gest. 1392) und seines in der Schlacht bei Döffingen (1388) gefallenen Sohnes; Eberhard des III., des Milden (gest. 1417); Eberhards des IV. (gest. 1419); Ulrich des V. des Vielgeliebten (gest. 1480) und Heinrichs (gest. 1519). Diese Monumente gehören zu den schönsten Werken des Renaissancestyls in Württemberg[1]. 1

Unter den andern beachtenswerthen Werken der Sculptur, welche die Stiftskirche verwahrt, ist außer dem bildnerischen Schmuck des Lettners (theilweise verstümmelt, in dem Chor vereinzelt und zusammenhangslose aufgestellt) insbesondere ein Votivbild aus Stein zu nennen mit drei halbrunden, von hohen Baldachinen aus spätgothischem Stab- und Ranken-Werk bedeckten Nischen, das in einer


  1. Abgebildet von Ed. Herdtle, in 6 Bl. 1842. – Es ist jetzt außer Zweifel, daß diese auch in den Jahresheften des w. Alterthums-Vereins abgebildeten Denkmäler, wenn nicht alle, so doch großen Theils der schon S. 120 erwähnte Bildhauer Simon Schleer oder Schlör von Schw. Hall verfertigt hat; denn nach der Landschreiberei-Rechnung von 1581–82 erhielt derselbe „für das 5. 6. 7. und 8. Epitaphium der alten Herrn von Württemberg, so er in der Pfarrkirchen allhie uffgericht“ von Herzog Ludwig 800 fl.
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Rudolph Moser: Beschreibung des Stadtdirections-Bezirkes Stuttgart. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 184. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartStadt0184.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)