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gebildeten Baldachin, zu ihren Füßen den Donator, einen im Jahre 1502 verstorbenen Canonicus der Stiftskirche, Namens Heller. Endlich verwahrt man noch im Chor, mit einem eisernen Gitter umschlossen, das von Meister Schlör aus Hall verfertigte Grabmal des Grafen Albrecht von Hohenlohe, der im Jahr 1575 im Turnier bei Herzog Ludwig’s von Württemberg erster Hochzeit todt gerannt worden (s. oben S. 123). Vier knieende Geharnischte tragen den mit ringsumlaufendem Epitaphium versehenen Katafalk, auf welchem die lebensgroße Gestalt des Verstorbenen in voller Rüstung mit gefalteten Händen ruht. Das ganz bemalte Grabdenkmal wurde von dem Bildhauer Prof. v. Wagner 1844 passend restaurirt. Andere Grabmonumente mit und ohne figürlichen Schmuck sieht man ferner im Chor, in den Strebepfeiler-Capellen u. s. w.

Die erste Orgel erhielt die Kirche schon 1381. Die jetzige wurde 1737 von Martin von Hayingen für die Klosterkirche Zwiefalten gebaut und 1807–11 hierhergebracht, 1837–45 mittelst einer Collekte, woran sich der König und die Königin mit 1000 fl. und 300 fl. betheiligten, von Walker wesentlich verbessert, mit einem gothischen Gehäuse versehen und aus dem Chor an die jetzige Stelle versetzt. Sie ist eines der vollendetsten Werke Deutschlands und hat in vier Manualen und zwei Pedalen 4236 Pfeifen, wovon 900 bis 1000 auf einmal in Thätigkeit gesetzt werden können.

Die älteste Glocke, welche mit dem Stift von Beutelsbach herübergekommen sein soll, ward laut der Inschrift schon 1285 gegossen. Das Meßglöcklein wurde 1407, die große Glocke, 123 Ctr. schwer, ward 1520 von Marx Hiller in Biberach gegossen. Diese und das 1600 gegossene Silberglöckchen hängen im großen Thurm, der außerdem eine 1530 erbaute Uhr mit drei Schlagglocken hat. Im kleinen Thurm hängen die von Martin Billing in Biberach gegossene Salve-Glocke und die 1585 gegossene Thor-Glocke.

St. Leonhardskirche. An deren Stelle stand ursprünglich eine Capelle gleichen Namens, die schon im J. 1334 erwähnt wird und um’s Jahr 1400 bei zunehmender Bevölkerung der Vorstadt vergrößert wurde. Es ist indessen keine Spur mehr von ihr vorhanden; denn die jetzige Kirche ließ Graf Ulrich, der Vielgeliebte, 1470–1474 neu erbauen; ihr Thurm aber, St. Moritzthurm genannt, mit zwei Glocken von 1462 und 1483 und 1613 errichteter Schlaguhr, wurde erst 1491 vollendet. Hauptveränderungen erlitt dieselbe im Laufe der Zeit keine, so daß der Bau so ziemlich in seiner ursprünglichen Gestalt erhalten ist, die Emporen und einige Anstriche im Innern und von Außen abgerechnet.

Das Äußere der St. Leonhardskirche ist ganz schmucklos.

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Moser: Beschreibung des Stadtdirections-Bezirkes Stuttgart. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 186. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartStadt0186.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)