Seite:OAStuttgartStadt0187.png

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Einfache, mit glatter Schräge abgestufte und bedachte Strebepfeiler stützen die Gewölbe von Außen, und zwar drei schräg gestellte an den Ecken (an der vierten Ecke südöstlich tritt der Thurm hervor), vier je auf der Nord- und Süd-Seite und zwei an der Westseite. Auf der letzteren befindet sich auch der Haupteingang, ein aus Rundstäben und Kehlen in einfachem Wechsel gegliedertes Portal mit elliptischem Bogen, das in neuerer Zeit, um es etwas reicher zu gestalten, durch einen geschweiften Spitzbogen mit Krappen und Blume überhöht wurde (eine Stiftung des Werkmeisters Heimsch). Daneben ist je ein spitzbogiges und darüber ein großes rundes Fenster, eine mit Fischblasenmaßwerk ausgefüllte Rose in die Wand eingelassen. Ein hoher Giebel, mit einer (in neuerer Zeit restaurirten) Kreuzblume auf der Spitze, umfaßt sämmtliche Schiffe der Kirche und vermehrt durch seinen ungeheuern Umfang die nüchterne Einfachheit der westlichen Façade. Auf der Nord- wie auf der Süd-Seite führen je ein kleinerer horizontal bedeckter Eingang und ein spitzbogiges, einfach profilirtes Portal in die Seitenschiffe, deren nördliches noch zwei besondere (neuere) Eingänge für die Emporen erhalten hat, zu denen man auf Freitreppen mit gußeisernen, nach gothischen Mustern ausgeführten Geländern gelangt. Der gegen Osten den Chor weit überragende Kirchengiebel hat auf seiner Spitze eine zierliche, noch aus der Zeit der Erbauung stammende, Kreuzblume. Die Chorstrebepfeiler haben ein Giebeldach mit hübscher Blume auf der Spitze. Das Maßwerk in den Fenstern der Kirche, wie in denen des Chors, ist ziemlich styllos. Der viereckige Thurm hat drei Stockwerke, deren oberes das Glockenhaus bildet und vier spitzbogige Fenster enthält. Sämmtliche vier Seiten desselben sind durch Giebel mit Kreuzblumen auf der Spitze, von denen aus das achtseitige Zeltdach schlank in die Lüfte emporschießt, überhöht. Ein östlich angebautes Treppenhäuschen mit Zeltdach und Blume auf dessen Spitze begleitet den Thurm bis zur Stockhöhe des Chors. 1

Das Innere hat drei gleich hohe Schiffe, aber kein Querschiff. Zwei Reihen von je vier achtseitigen Pfeilern, deren Profilirung sich unmittelbar in die der spitzbögigen Arcaden fortsetzt, trennen die Seitenschiffe von dem Mittelschiff, das eine sehr bedeutende Breite hat und dadurch dem gesammten Innern das Gepräge des Weiten, Geräumigen verleiht. Sie tragen die feinen und zierlichen, äußerst hübsch combinirten Netzgewölbe. Die Seitenschiffsgewölbe ruhen einerseits auf den Hauptsäulen der Pfeiler, anderseits setzen sie ohne Gurtträger oder Consolen an den Seitenmauern der Kirche ab. Durch je fünf dreitheilige, ziemlich hohe, spitzbogige Fenster

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Rudolph Moser: Beschreibung des Stadtdirections-Bezirkes Stuttgart. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 187. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartStadt0187.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)