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fabelhaften Thieren verziert; auf den Seitenlehnen der Stühle sitzen allerlei kleine genreartige Figürchen. Auf der Rückwand ist in einem Spruchband eine Inschrift zu lesen, nach welcher die Prediger-Mönche Conrad Zolner und Hans Haß die Verfertiger dieser im J. 1493 vollendeten Stühle waren. Die Stühle an der südlichen Chorwand, die nach einer Inschrift auf der Rückwand von „Hans Ernst von Beblingen“ im J. 1490 ausgeführt wurden, entbehren des figürlichen Schmucks, sind aber in ihren ornamentalen Theilen um so trefflicher gearbeitet. (Abbildung bei Heideloff S. 30.)

Unter den noch vorhandenen Grabdenkmälern, deren die Hospitalkirche eine sehr große Menge, besonders vieler adeliger Familien, z. B. deren v. Sachsenheim, v. Stein, v. Plieningen, v. Welling, v. Hallweil, v. Leiningen, v. Göllnitz u. s. w. zählte, verdienen besonders erwähnt zu werden: das im Chor der Kirche aufgestellte großartige, aus feinem Sandstein gehauene, im Renaissancestyl ausgeführte Monument des Obersten v. Bouwinghausen und seiner beiden Gemahlinnen (gest. 1619 und 1635), und die in die Wand des südlichen Seitenschiffs eingelassene (theilweise zertrümmerte) steinerne (früher über einem Altar angebracht gewesene) Votivtafel mit einem Aufsatz von drei aus Rankenwerk gebildeten Baldachinen, unter deren mittlerem der Donator in Rüstung knieend die unter dem ersteren sitzende Maria mit dem Kinde, über deren Haupt zwei schwebende Engel eine Krone halten, anbetet, während das unter dem dritten Baldachin ausgebreitete Wappen den Stifter als den Ritter Georg v. Sachsenheim zu erkennen gibt.

Die Orgel, ursprünglich von dem blinden Conrad Schott, ist in neuerer Zeit gut hergestellt worden.

Eine Thüre auf der Nordseite der Kirche führt in die Kreuzgänge des ehemaligen Klosters (Abbildung bei Heideloff S. 31), deren südlicher an die Kirche anstoßender aber bei einer Restauration zu großem Bedauern Vieler eingerissen wurde. Sie öffnen sich gegen den Garten in spitzbogigen, kräftig gegliederten Arcaden, die auf achtseitigen Pfeilern ruhen. Spätgothisches, aber flüchtige Technik verrathendes, Maßwerk ist in die Bögen gespannt. Von der Decke, welche, wie es scheint, aus feinen Kreuzgewölben hätte bestehen sollen, sind nur noch die Ansätze an den Pfeilern sichtbar. Im J. 1839 erhielten einige Bögen neue, nach den schönen Mustern der alten ausgeführte, Füllungen. Ringsum schlossen sich die Zellen der Mönche an. Unter den Grab-Denkmälern, Epitaphien u. s. w., die einst ebenfalls in großer Anzahl

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Rudolph Moser: Beschreibung des Stadtdirections-Bezirkes Stuttgart. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 192. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartStadt0192.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)