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Hopfen-Garten hat Apotheker Weiß 1819 erstmals angelegt; ihm folgte Bierbrauer Koppenhöfer, der auch 1854 ein Land mit Tabak angepflanzt hat. Unter den Wurzel-Gewächsen hat in neuerer Zeit die Zucker-Rübe durch ihre Verwendung zur Zucker-Fabrikation besondere Wichtigkeit erlangt. Auf 1 Morgen Acker rechnet man 8 Wägen Dünger zu 3 fl., die Kosten der Ackerbestellung bis zur Einsaat belaufen sich auf 10 fl. Die Ankaufs-Preise steigen von 300–1200 fl. vom Morgen. Ausschließlich mit Ackerbau beschäftigt sich Niemand. 1

b. Gartenbau.

Demselben sind 243 M. Gemüse- und Blumen-Garten, 4247/8 M. Gras- und Baum-Garten, 1192/8 M. Länder, 12/8 M. Hopfen-Garten und 2497/8 M. Lust-Garten, Anlagen etc.; im Ganzen 10382/8 M. gewidmet. Die Fläche verringert sich der Ausdehnung der Stadt wegen mehr und mehr. Der Gartenbau stand schon frühe auf einer hohen Stufe, namentlich durch das Beispiel des fürstlichen Lustgartens, dessen Zierden in Deutschland Epoche machten, indem er sich, dem jeweiligen Geschmacke der Zeit huldigend, durch den italienischen Garten-Styl mit Bild-Säulen, den französischen mit Wasserwerken und beschnittenen Taxus-Hecken, den holländischen Blumen-Flor bis zur natürlichen Schönheit der englischen Park-Anlage entwickelte. (S. S. 124 und S. 162 die alte berühmte Orangerie). Gärtner werden schon 1350, schön angelegte Privat-Gärten mit springenden Wassern 1509 erwähnt. Der Stuttgarter zeigt viel Sinn für den Genuß der Natur, und trachtet, dieses Vergnügen höher schätzend als den Nutzen, danach, ein größeres oder kleineres „Gütle“ zu besitzen, wo er selbst im kleinsten Raum möglichst vielerlei Gewächse zu pflanzen sucht. Dasselbe Gefühl hat auch die Friedhöfe in Stuttgart in die manchfaltigsten Blumen-Beete verwandelt.

Die eigentliche Gärtnerei wird von 19 Kunst- und Handels-Gärtnern mit 35 Gehilfen betrieben, die sich theils mit dem gesammten Gartenbau und der Obst-Baum-Zucht befassen, theils vorzugsweise einzelne Pflanzen-Gattungen cultiviren, wie z. B. Rosen und Dahleen, Eriken, Camellien, Orangen, während wieder Andere einen ausgebreiteten Handel mit Sämereien und Setz-Pflanzen betreiben. Neben den schon beschriebenen Schloß-Gärten und Anlagen und dem herrlichen Garten der Kronprinzlichen Villa zieren die Landschaft mehrere in der Nähe der Stadt liegende Privat-Gärten, welche sowohl durch feines Obst, als durch den Flor der manchfachsten Blumen sich auszeichnen. Schon ein Verzeichniß der Kräuter und Bäume im fürstlichen Lust-Garten von 1565 nennt

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Rudolph Moser: Beschreibung des Stadtdirections-Bezirkes Stuttgart. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 208. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartStadt0208.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)