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longobardische Veilchen, Rosen, Tausendschön, Waldmeister, Asphodelus etc., und nach Joh. Bauhinus Beschreibung des Gartens im Boller Wunder-Bad kamen schon 1596 nicht nur in dem hiesigen Lust-Garten, sondern auch in Privat-Gärten vor: weiße und blaue Syringen, die damals erst seit sechsunddreißig Jahren in Deutschland bekannt waren; mehrere Rosen-Arten, z. B. die kleine Provenzer-Rose, die Zimmt-Rose, die Damascener Rose, das Gais-Blatt, acht Lilien-Arten, Schwertel, Kaiser-Kronen, die erst 1576 aus Constantinopel nach Wien gekommen waren, Winter-Violen, Winter-Levkoje, gelbe Violen, Herbst-Rosen, Ringel-Blumen, zwei Arten Gold-Blumen, fünf Arten Sammt-Blumen, drei Arten Sonnen-Blumen, gefüllte Maslieben, Mannstreu, Rosmarin, Basilikum, Garten-Schlüssel-Blumen, fünf Nelken-Arten, Gretle im Busch (Nigella); außerdem Mohn, türkisch Korn, Isop, Spargeln, Artischoken, Melonen, Gurken etc. Unter der Regierung Johann Friedrichs und dessen Nachfolger blühte die Garten-Kunst immer mehr auf, indem sowohl Zier-Gewächse, als auch Nutz-Pflanzen aus fremden Ländern eingeführt wurden. Die Alleen und Gärten bereicherten sich nach und nach mit ausländischen Bäumen und Sträuchern, unter welchen die Akazie (Robinia pseudoacacia) und Roß-Kastanie beziehungsweise 1600 aus Virginien und 1550 aus dem nördlichen Asien nach Europa kamen. Eine reiche Pflanz-Schule solcher ausländischen Bäume und Gesträuche besaß Hohenheim. Von den 658 Gewächsen, welche nach einem Verzeichnisse von 1779 dort im Freien den Winter ausdauerten, fanden viele auch in den Stuttgarter Privat-Gärten Eingang, wie dieß noch manche alte Exemplare von ausländischen Bäumen in Gärten und dem alten Friedhofe beweisen. Zu den Blumen, welche früher beliebt waren, gehören besonders auch die Tulpen, die 1559 aus Constantinopel nach Augsburg kamen, und man bewahrt in Stuttgart noch gemalte Blumen-Bücher aus dem 17. Jahrhundert auf, in welchen dieselben in ungemeiner Manchfaltigkeit und Schönheit vorkommen. Neben den Tulpen wurden außer Rosen von verschiedenen Farben, Ranunkeln, Schwert-Lilien, Anemonen, Narcissen, Hyacinthen, Crocus, Levkojen, Tazetten, Kaiser-Kronen, Lilien, Päonien, Mai-Blümchen, Jasmin und andere Stauden-Gewächse mit schönen Blüthen angepflanzt. In der letzten Hälfte des vorigen Jahrhunderts war auch die Passions-Blume sehr beliebt, und zu Ende desselben kamen Nelken, Ranunkeln, Levkojen und Aurikeln, als Mode-Blumen auf. In den ersten Jahrzehnden des gegenwärtigen Jahrhunderts kamen zu uns die Geranien und Pelargonien, dann die Hortensien, welche 1801 Gärtner Mussely aus Paris hierher brachte, die Cactus, die

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Rudolph Moser: Beschreibung des Stadtdirections-Bezirkes Stuttgart. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 209. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartStadt0209.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)