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Lauch, Selleri, Sommer-Kopf-Salat, Sommer-Endivien. Spargeln werden viele sowohl in den Gärten, als Weinbergen, gestochen.

Wie der Weingärtner für die gewöhnlichen Bedürfnisse der Küche sorgt, so finden sich bei den Kunst-Gärtnern die feineren Gemüse, Sämereien, und Alles, was die Gärtnerei Europa’s Neues bringt.

c. Wiesenbau.

Dieser war in früherer Zeit ausgebreiteter. Der größere Theil des unteren Thals, das jetzt die Königl. Garten-Anlagen einnehmen, war ursprünglich wegen des nassen Bodens fast allein zum Wiesenbau geeignet; das Wenige, was der Schloß-Garten übrig ließ, wurde nach Verbesserung des Bodens in Gärten verwandelt, wiewohl noch mancher Garten Wieswachs hat. Dermalen hat die Markung 7177/8 M. Wiesen, wovon 7016/8 M. zweimähdig, 6345/8 M. mit Obstbäumen besetzt, und 161/8 M. einmähdig sind. Sie werden gedüngt, manche gepfercht, sind gut, obgleich künstliche Wässerungs-Anlagen mangeln. Der Ertrag ist gegen 24 Centner Heu und 12 Centner Öhmd vom Morgen.

d. Weinbau[1].

Von der über 1000 Köpfe zählenden Zunft der Weingärtner, welche am 30. Aug. 1644 eine eigene Ordnung bekam und noch jetzt den h. Urban als ehemaligen Schutz-Patron in Ehren hält[2], wird der Weinbau mit außerordentlichem Fleiß und jenem bewundernswerthen Gottvertrauen betrieben, das sich in einer Steininschrift von 1818 am Wege nach Feuerbach gar schön ausspricht:

„Als ich setzte diesen Stein,
Gab es fünf Jahr’ keinen Wein.
Nur fortgebaut,
Auf Gott vertraut,
So wirst du einst erfahren,
Warum die Fehljahr waren.“

1

Er wurde schon sehr frühe, wahrscheinlich durch Klöster, eingeführt; schon 1108 ist von ihm die Rede; es werden 1250 die Halden Steinenhaus, 1280 Mönchsberge, 1286 Hoppenlau, Afternhalde, Fangelsbach und Heusteige genannt. Schon 1304 werden 37 Weinberghalden gezählt und 1350 gab es bereits 1593 Morgen zehentpflichtigen Weinbergfeldes. Doch wurden manche andere Halden erst


  1. Vergl. die Geschichte des Neckarweines und Weinbaues, vornehmlich in und um Stuttgart, 1200 bis 1778. Stuttg. Abdruck aus dem Schw. Magazin.
  2. Die Zunftmeister verwahren das 1661 aus einer Rebe geschnitzte Bild des St. Urban mit silberner Weinbütte, welches von Freunden der Zunft mit mancherlei goldenen Schilden etc. behängt worden ist. Vergl. Hofrath Sick, Dank- und Send-Schreiben an die Stuttgarter Weingärtner-Zunft. Stuttg. 1836.
Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Moser: Beschreibung des Stadtdirections-Bezirkes Stuttgart. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 211. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartStadt0211.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)