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später angebaut, wie Atzenberg 1415, Altenberg 1472, ja noch von 1560 bis 1620 wurden nicht weniger als 1000 Morgen neu angelegt. Der Weinbau als Hauptnahrungsquelle gewann eine solche Ausdehnung, daß noch vor 250 Jahren die Ansicht herrschte, als ob er nächst Wien und Würzburg hier am Stärksten in Deutschland betrieben werde, daß noch 1633 die Weingärten bis an die Stadtthore herabreichten und Vopelius in dem supplemento Europae von Stuttgart behauptete, daß es im Wein ersäufen müßte, wenn die Trauben nicht abgelesen würden. Diese Fülle tritt jedoch nur selten ein[1], und die Weingärtner wären hier nicht weniger beklagenswerth, wie anderwärts im Lande, wenn sie nicht in der gut bezahlten Taglohn-Arbeit und im Gemüsebau ein weiteres Hilfsmittel hätten.

Die Gesammt-Morgenzahl ist von 2800 im Jahre 1712 auf 2670 im Jahre 1769 herabgegangen, im Jahre 1827 betrug sie noch 21751/8 Morgen und hat inzwischen noch weitere Verminderungen erlitten, welche im Hinblick auf manche ungünstige Halden sich fortsetzen. Die Weinberge sind, neuerlich von Zehenten und andern Theil-Gebühren befreit, nun volles Privat-Eigenthum. Manche derselben befinden sich im Besitze von Nicht-Weingärtnern, welche sie im Lohn bauen lassen. Die Bodenarten sind S. 20 erwähnt.

Die Reben waren schon in der ältern Zeit, wie in ganz Württemberg, mit edlern Sorten, welche hin und wieder auch jede Sorte für sich terrassenweise gebaut wurden, als: Traminer, Gutedel, Muskateller, Veltliner, gemischt, während der Elbing und später der Sylvaner die Grundlage bildeten. Daß die vermischte Bestockung größerer zusammenhängender Strecken mit edlen, gleichzeitig reifenden Rebsorten auch hier zu Hause war, beweist eine Urkunde, aus welcher zugleich die Sorge der Klosterverwaltung für einen guten Wein hervorleuchtet. Das Kloster Bebenhausen hatte nämlich um 1450 5/4 M. Weinberg im Kriegsberg an einige Bürger um 96 Pf. 5 Sch. Heller verkauft, unter Vorbehalt des vierten Theils von Allem, was darauf wachse, und unter der Bedingung, daß nur mit Wissen und Willen des Klosters gelesen werden dürfe und daß die Käufer „nit ander stöckh setzen, denn yttel (lauter) gut gesund Frensch- vnd Traminer Stöck, nämlich unter dem Weg das Dritteil elbin vnnd ob den Weg die 2 Dritteil Frensch vnd Traminer vnd das Dritteil Elbinen“. Ebenso verfuhren die Klöster


  1. Es fielen im ganzen Lande in das Jahrhundert 1731–1830 nur 18, in Stuttgart in das von 1561–1660 blos 12 und in die 79 Jahre von 1700–1778 nur 10 volle und gute Ernten.
Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Moser: Beschreibung des Stadtdirections-Bezirkes Stuttgart. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 212. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartStadt0212.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)