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so wie durch die neuerdings in großer Ausdehnung betriebene Streunutzung gelitten, und es gehört zu den wichtigsten Aufgaben der Forst-Verwaltung mit dem Aufwande aller Mittel diesen Abgang wieder zu ersetzen. Mit Ausnahme der Liasebene würde der Waldboden anderwärts, wegen des vorherrschenden grobkörnigen Keupersands und der steilen Gehänge, zu dem absoluten Waldboden gerechnet werden; hier aber, wo Arbeitskräfte, Dünger und Kapital jede Boden- und Terrain-Schwierigkeit überwinden, muß man ihn mit ganz wenigen Ausnahmen zu den bedingten Waldböden zählen.

Die Lage der Waldungen ist theils eben (Hochfläche), theils an Gehängen, die nach den verschiedensten Richtungen geneigt sind, indem die Abhänge von einer Menge Thälchen und Schluchten durchfurcht werden. Die Abhänge sind meist 15–20, seltener bis 25° gegen den Horizont geneigt.

In einem Clima, wo die Rebe gedeiht, hat der Wald von schädlichen Naturereignissen nur selten etwas zu befürchten; hie und da erfolgen Windfälle, Schneedrücke, Duftrisse etc. In größerem Umfange ist aber, mit Ausnahme des weithin verbreiteten Schneedrucks vom 20. April 1837, welcher insbesondere unter den Forchen bedeutend geschadet hat, noch kein erheblicher Nachtheil in Folge natürlicher Ereignisse eingetreten. Einiger Insektenschaden, namentlich durch Maikäfer etc. kommt zuweilen vor.

Die herrschenden Laubholzarten sind Buchen und Eichen,[1] denen hauptsächlich Birken, Hainbuchen, Aspen, Erlen, Salweiden, seltener Elzbeerbäume etc. beigemengt sind; in neuerer Zeit werden hauptsächlich die sich immer mehr verbreitenden Eschen und die verschiedenen Ahorne angepflanzt, während die Ulme eine ganz untergeordnete Rolle spielt. Auch die eßbaren Kastanien (Fagus castanea) haben auf dem Bopser (Weißtannenwald) durch künstliche Anpflanzung eine Stelle gefunden und zeigten nicht nur ein freudiges Gedeihen, sondern haben auch schon öfters reichlich Früchte getragen. Von den Nadelhölzern ist die, übrigens durchgängig künstlich angezogene Forche vorherrschend, während nur etwa 100 Morgen mit Fichten bestockt sind; Lerchen-Culturen, zuweilen mit Schwarzforchen untermengt, sind in neuerer Zeit viele entstanden. Früher war die Weißtanne in starken Stämmen auf dem Bopser heimisch; gegenwärtig kommt sie dort nur noch in jüngeren Exemplaren horstweise und auf dem Hasenberg vereinzelt vor. Eine auf dem Hasenberg mit gutem Erfolg angelegte Cultur von Seekiefern ist vor sechs Jahren durch einen Brand theilweise zerstört worden.


  1. Die Stieleiche, welche an den Bergabhängen verhältnißmäßig seltener als die Traubeneiche ist, kommt auf der Hochebene häufig vor.
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Rudolph Moser: Beschreibung des Stadtdirections-Bezirkes Stuttgart. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 220. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartStadt0220.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)