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Von Nebennutzungen sind zu nennen: 1) Die Eichenrinde, welche dermalen von älteren in der Schälzeit gefällten Eichen gewonnen wird; später wird auch Glanzrinde in den von Seiten der Stadt angezogenen Schälwaldungen erzielt werden. 2) Die Waldstreu wurde früher zum Nachtheil der Waldungen maßlos benützt; gegenwärtig ist man eifrig bedacht, die Streunutzung mehr und mehr zu beschränken. 3) Die Grasnutzung wird nur auf Wegen und holzlosen Stellen gestattet. 4) Das Eckerig und Wildobst gewährt einen unbedeutenden Ertrag. 5) Steinbrüche sind in Waldungen vier angelegt und zwar in Stubensandstein zwei in dem Staats-Wald Burgstall und dem oberen Wald, und zwei in den Stadt-Waldungen, von denen einer oben an der falschen Klinge auf Stubensandstein, der andere im Kräher auf feinkörnigen Werkstein abgebaut wird.

Brennholz-Surrogate sind nicht vorhanden, dagegen liefern die Weinberge und Obst-Bäume einen wichtigen Beitrag zur Befriedigung des Feuerungs-Bedürfnisses, welchem in neuerer Zeit die auf der Eisenbahn beigeführte Steinkohle, besonders für Fabriken, Gasbereitung etc. zu Hilfe kommt. Durch häufigere Benützung des Materials aus den vorhandenen sehr ergiebigen Steinbrüchen wäre noch vieles Bauholz zu ersparen.

Die Holz-Frevel, welche in Folge der Theuerung und Verdienstlosigkeit in den letzten Jahren, besonders in den Stadt-Waldungen, bedeutend zugenommen hatten, haben sich in neuerer Zeit gemindert.

Was die Stadt-Waldungen insbesondere betrifft, so berechnet der Betriebs-Plan den Gesammt-Ertrag derselben von 1849–1948 auf 136.894 Klafter; der ersten zehnjährigen Periode wurden 13.690 Klafter zur Nutzung angewiesen, folglich auf ein Jahr 1369 Klafter (s. hierüber auch die Monatsschrift für das Württ. Forstwesen, Jahrg. 1850, S. 115).

g. Seidenzucht.

Zu Emporbringung der, 1830 wieder in’s Leben getretenen Seidenzucht wurde ein in dem landwirthschaftlichen Versuchs-Garten neben der Thierarznei-Schule, wo auch Sortimente edler Reb- und Obst-Gattungen unterhalten werden, eine größere Pflanzung von Maulbeer-Stämmchen angelegt. Außerdem besteht eine städtische Maulbeer-Pflanz-Schule auf der Feuerbacher Heide.

Der die Einführung und Verbreitung der Seidenzucht in Württemberg bezweckende, 1846 gegründete Seidenzucht-Verein zählt 150 Mitglieder, worunter 24 Stuttgarter mit 1 fl. Jahres-Beitrag, und hatte 1852–1853 eine Einnahme von 880 fl., worunter je 100 fl. von dem Könige und der Frau Kronprinzessin,

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Rudolph Moser: Beschreibung des Stadtdirections-Bezirkes Stuttgart. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 223. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartStadt0223.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)