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gewöhnlichen Handwerker: die panifices (Bäcker) und carnifices (Metzger), welchen die Herrschaft Brod- und Fleisch-Bänke verlieh, sutores (Schuster), sartores (Schneider), fabri (Schmiede), ligatores (Binder, Küfer), Wollenschlager, zwei Wirthe, einen lapicida (Steinmetz), und einen Ziegler; aber doch auch einen aurifaber (Gold-Arbeiter), und einen sellator (Stuhlmacher), und einige gladiatores (Schwertmacher). Im J. 1393 kommen noch mehrerlei vor. Ihre innere Verfassung bildete sich weit später als selbst in kleineren Reichs-Städten aus, und erlangte so wenig, wie in anderen Fürsten-Städten, eine politische Bedeutung; denn ihre Grundlage waren die geistlichen Brüderschaften, zu welchen die Genossen eines oder einiger Handwerke zusammentraten, um sich nicht allein in kirchlichen Gebräuchen (wobei die von den „Kerzenmeistern“ verwalteten Wachs-Kerzen verwendet wurden) zu üben, sondern auch über Handwerks-Satzungen zu vereinigen, die von Vogt und Magistrat bestätigt, und später in der Regel zu Landes-Ordnungen erhoben wurden. Abgesehen von den schon 1393 erwähnten „Meistern des Maurer-Handwerks“, welche ihre Regeln von auswärts geholt haben mögen, reicht keine dieser Verbrüderungen und Zunft-Ordnungen über das 15. Jahrhundert hinauf. Zum Schutze gegen Überforderung wurden seit 1400 die Preise der Arbeiten und Erzeugnisse der Küfer, Maurer, Zimmerleute, Decker, Schuhmacher, Schneider, Schmiede, Wagner und Weingärtner obrigkeitlich festgesetzt. Die Gewerbe kamen aber seit der Zeit (etwa 1550), da in den Dörfern Handwerker sich setzten, zurück; wie denn z. B. 1598 die Zahl aller Handwerks-Gesellen und Dienst-Knechte dahier nur 272 war. Ein bedeutenderes Gewerbe war einst die Weberei. Die Bierbrauerei kam 1630 auf, wurde aber aus Rücksicht auf den Weinbau 1663 verboten. Im J. 1676 waren hier zwei herrschaftliche Brauereien mit Monopol; 1706 war noch eine, die ihr Erzeugniß durch vier Ordinari-Schenken verwerthete. Das Monopol ward 17. März 1798 aufgehoben und die Brauerei verpachtet, worauf drei Privat-Brauereien entstanden, deren Zahl sich 1814 noch nicht vermehrt hatte, weil das Bier lange Zeit nur von Soldaten und Handwerks-Gesellen getrunken wurde, und der ehrbare Bürger den Besuch des Bierhauses scheute. 1

Die erste größere Manufactur-Anlage war die 1601 mit Betheiligung des Herzogs Friedrich I. im Stock-Gebäude auf Actien errichtete Seiden-Fabrik (W. Jahrb. 1831. II. 116 etc.), wofür hier und auswärts Maulbeer-Pflanzungen angelegt, Würmer gezogen, und von jedem Amte zwei Kinder zum Spinnen und Weben einberufen wurden. Unter einem Ober-Inspector waren Maulbeer-Gärtner, Meister über die Seidenwürmer

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Moser: Beschreibung des Stadtdirections-Bezirkes Stuttgart. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 226. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartStadt0226.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)