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veranstaltet. – Dem Stuttgarter Gewerbestande zunächst kommt auch das unten zu erwähnende Musterlager der Centralstelle für Gewerbe und Handel etc. zu gut. Die Frage über Gewerbehallen, und andere Vereinigungen der Klein-Gewerbe, wovon bis jetzt nur ein 1836 gegründetes Möbel-Magazin der Schreiner besteht, und kaum noch sich hält, ist neuerlich nicht wieder aufgenommen worden. 1

b. Handel.

Wie die Gewerbsindustrie, so war auch der Handel lange Zeit ganz unbedeutend, da hiefür in Ermanglung einer Schifffahrts-Verbindung, eines Flusses und der Wasserkräfte von Natur Stuttgart nicht günstig gelegen ist, und erst in neuerer Zeit die Dampfkraft dem Transport und der Fabrication dienstbar gemacht wurde. Eine „Fuggerei“, d. h. eine Handelsgesellschaft mit Monopolrecht, bestand am Marktplatz bereits 1513, wurde aber bald darauf geschlossen. „Um durch Handthierung und Gewerbschaft die gemeine nothwendige Commercien in eine große Wohlfeile zu setzen“, würde Herzog Friedrich I. 1598 einer Gesellschaft orientalischer Juden ähnliche Rechte ertheilt haben, wenn nicht die Landschaft Einsprache erhoben hätte. Hauptgegenstand der Einfuhr war früh schon Getreide und Salz. Letzteres, womit die Stadt ausschließlich Handel trieb, kam von Bayern, indeß dahin und nach Oberschwaben das Haupterzeugniß der Stadt, der Wein, ausgeführt wurde. Der Handelsbetrieb nach höheren Grundsätzen begann erst seit der Mitte des letztverflossenen Jahrhunderts. Die ersten Mäckler werden 1741 erwähnt; das belangreiche Geschäft der Calwer Compagnie wurde 1780, das erste Bankgeschäft von M. Benedict um 1799 gegründet, die noch bestehende K. Hofbank „zur Emporbringung des Handels im Lande und zu Beförderung desselben mit andern Staaten“ 1802 aufgerichtet. Wie sehr der Waaren-Verkehr (s. auch unten) in den letzten 70–75 Jahren zunahm, ist aus dem Ertrage der städtischen Waaggebühren zu ersehen, der von 100 fl. im Jahr 1781 auf 1100 fl. im Jahr 1797, dann auf 1600 fl. im Jahr 1810, der kriegerischen Zeiten ungeachtet, aufstieg und 1834 sogar 4612 fl. war. In den 30 Jahren von 1797 bis 1827 hat sich der Umfang des Handels verzehnfacht, und durch den Zoll-Verein und die Eisenbahn-Verbindungen wurde er von noch größerer Bedeutung, wenn auch die Zahl der Handlungen nicht in demselben Verhältnisse gestiegen ist: 1760 – 56, 1788 – 94, 1810 – 107, 1816 – 116. Indeß z. B. 1808 die höchste Zoll-Summe, die ein Handlungshaus zu entrichten hatte, kaum 1600 fl. jährlich betrug, ist solche nunmehr

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Rudolph Moser: Beschreibung des Stadtdirections-Bezirkes Stuttgart. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 237. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartStadt0237.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)