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desselben und einem neuen Aufschwunge der Künste überhaupt waren die Zeit-Verhältnisse lange nicht günstig. Aus späterer Zeit sind die 1812 begonnenen, bis 1842 mit Industrie-Ausstellungen verbundenen Kunst-Ausstellungen zu erwähnen, die bis zu ihrem 1846 erfolgten Aufhören insofern nicht ohne wesentlichen Einfluß auf die hiesigen Künstler blieben, als die besten Erzeugnisse der Zeitgenossen ihnen vorgeführt und bei den mit den Ausstellungen verbundenen Ankäufen die einheimischen Künstler vorzugsweise berücksichtigt wurden.

König Wilhelm aber rief die Kunst aufs Neue in’s Leben[1] durch großartige Bauten und Sammlungen zur künstlerischen Ausbildung, deren hienach gedacht werden wird. Junge Talente erhielten Unterstützung, und den Meistern wurde zu angemessener Beschäftigung Gelegenheit geboten. Es ist hier nicht der Ort, ein vollständiges Gemälde dieser künstlerischen Thätigkeit zu geben; indeß dürften die hier folgenden Nachrichten von den in Stuttgart wirkenden und schaffenden Künstlern einen Beitrag hiezu liefern.

Von den zuvor erwähnten nicht mehr lebenden Meistern, welche der neueren Periode theilweise angehörten, steht unter den Architecten oben an: Hof-Baumeister Professor v. Thouret (geb. 1767, gest. 1845), dessen Haupt-Bauten – der Catharinen-Hospital und mehrere Privat-Häuser in Stuttgart, die Brunnen-Halle in Canstatt, die K. Bad-Gebäude in Wildbad – einen an classischen Mustern gereiften Geschmack dieses vielseitig gebildeten Künstlers verrathend, der auch als Maler, namentlich aber im decorativem Fache, mit ausgezeichnetem Erfolge thätig war. – Ein Architect von gutem Geschmack war ferner: Ober-Baurath v. Barth (S. 109). – Als Lehrer war besonders der geistvolle Professor Heigelin an der Gewerbe-, nachmals polytechnischen Schule, wirksam. – Auch Ober-Baurath v. Etzel (S. 110) war ein sehr tüchtiger Architect, der mehrere treffliche Schüler bildete. – Unter den älteren Bildhauern nimmt die erste Stelle Dannecker (S. 106) ein. Zu gleicher Zeit mit ihm war Hof-Bildhauer und Professor Anton Isopi (geb. 1758, gest. 1833), von Geburt ein Römer, besonders in der Ausführung hübscher mit Reliefs geschmückter Vasen, Thier-Figuren etc. thätig. – Als einen tüchtigen Meister in der Ausführung in Stein oder Marmor von bereits fertigen Modellen oder nach Zeichnungen anderer Künstler erwies sich Fr. Distelbarth, Hof-Bildhauer und Professor (geb. 1780, gest. 1835). Ein bedeutenderer Meister als die beiden letztgenannten war der geniale


  1. Nach Mittheilungen von Prof. Fried. Müller.
Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Moser: Beschreibung des Stadtdirections-Bezirkes Stuttgart. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 251. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartStadt0251.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)