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welche 1 fl. 12 kr. Jahres-Beitrag entrichten, ist (1853) 40 bis 50.

Die musikalische Kunst ist wegen des Zusammenhanges mit dem Theater bei diesem dargestellt.

C. Spar- und Leih-Vereine.

Während die Zünftigkeit der Gewerbe allmälig sich löst und diese von ihrer gesetzlichen Gebundenheit immer mehr befreit werden, kommen dagegen freiwillige Vereine auf, welche, dem Grundsatze der Gegenseitigkeit huldigend, zum Zweck haben, eines Theils die Tugend der Sparsamkeit besonders in den auf persönlichen Erwerb angewiesenen Classen zu beleben, und für die Zukunft der Familie zu sorgen, andern Theils aber aus den hiedurch bedingten Capital-Ansammlungen dem Gewerbestand verzinsliche Anlehen auf allmälige Rückzahlung zu bieten.

Als Leih-Anstalt, zunächst der Landwirthschaft, insbesondere größeren Grundbesitzern dienend, ist der schon 1827 gegründete Credit-Verein zu erwähnen; eine mit Genehmigung der Staats-Regierung errichtete hier domicilirende allgemeine Privat-Anstalt mit dem Zwecke: gegen die Ausgabe verzinslicher Vereins-Obligationen Gelder aufzunehmen, welche auf Real-Hypotheken und auf die Bedingung, die allmälige Capital-Heimzahlung und jährliche Verzinsung in gleichen Jahres-Raten zu leisten (Annuitäten), an einzelne Schuldner ausgeliehen werden, deren Gesammtheit den Credit-Verein bildet. Er wird von einem Ausschusse, der den Director ernennt, und dem drei Controle-Mitglieder gegenüberstehen, nebst einigen Beamten verwaltet. Auch ist ein Regierungs-Commissär und ein Agent der Gläubiger bestellt. Zahl der Schuldner 1200, worunter 56 Stuttgarter, E. (Einnahme) 1.750.690 fl., V. (Vermögen) 6.106.933 fl., mit 5.648.285 fl. Passiven, Reservefonds 458.648 fl. Unter 2000 fl. wird kein Anlehen gegeben. Die Dauer der Rentezahlung kann bis auf eine Reihe von 50 Jahren erstreckt und das Capital bei richtiger Rentenzahlung den Schuldnern nicht früher gekündigt werden, während diesen die Kündigung jeder Zeit freisteht. Die Gläubiger haben Vereinsschuldurkunden, die auf den Inhaber gestellt und mit Zins-Coupons versehen sind. Die Rechenschafts-Berichte werden durch den Schw. Merkur veröffentlicht.

Sehr wohlthätig, besonders für die dienende Classe, wirken die schon längere Zeit bestehenden Sparanstalten; namentlich die von der Königin Catharina 1818 ins Leben gerufene, unter Aufsicht der Centralleitung des Wohlthätigkeits-Vereins hier verwaltete,

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Rudolph Moser: Beschreibung des Stadtdirections-Bezirkes Stuttgart. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 259. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartStadt0259.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)