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20 fl. zum Waisenhaus und 10 fl. zur Blinden-Anstalt; sodann 125 fl. für die Führung des Impfbuches; 1329 fl. Gratialien; 105 fl. Quartier-Kosten; 155 fl. Rekrutirungs-Kosten. Auf mehrere dieser Ausgabe-Kosten kommt die Beschreibung zurück. 1

Das Activ-Vermögen berechnet sich 1853–54 auf 93.012 fl., die Passiv-Schuld, woran planmäßig mindestens 7000 fl. jährlich zu tilgen sind, auf 287.450 fl., wozu 3295 fl. Zahlungsrückstände kommen. Der Schuld steht jedoch ein namhaftes Vermögen in Gebäuden und rentirendem Grund-Eigenthum, namentlich Wald, gegenüber. – Wenn auch zugegeben werden muß, daß der Stadt-Schaden – d. h. diejenige Summe, welche wegen Unzulänglichkeit der ordentlichen Einnahmen der Gemeinde-Pflege neben der Grund-, Gebäude- und Gewerbe-Steuer des Staats auf diese Steuer-Quellen umgelegt wird – seit einer längeren Reihe von Jahren im Zunehmen begriffen ist, so kann doch auch nicht geläugnet werden, daß er nicht blos in Kriegszeiten schon mehr als in neuester Zeit, z. B. 1818–1819 bei viel kleinerer Einwohner-Zahl und Industrie 88.400 fl. betragen hat. Er ging zwar 1836–1837 auf 10.000 fl. herab, betrug aber seit 1839–1840 nicht mehr unter 50.000 fl., und seit 1850–1851 unter 75.000 fl. Sein dermaliger Betrag steht jedoch mit demjenigen der directen Staats-Steuer (77.095 fl.) nicht in jenem Mißverhältnisse, welches neuerlich auf dem Lande häufig vorkommt, und nimmt auch gegenüber von anderen größeren Städten[1] keineswegs eine beunruhigende Höhe ein. Jene Zunahme ist vielmehr eine nothwendige Folge nicht allein des vermehrten Aufwandes für die Armen-Pflege und der Ausübung des wiedererlangten Rechtes der Orts-Polizei, sondern auch der Verbesserung vieler öffentlichen Zustände, die um so weniger theuer erkauft ist, als durch die Aufbringung der Deckungsmittel der Genuß der nothwendigen Lebensmittel nicht belastet wird. Aus dieser Beschreibung ergibt sich, wie Vieles während der letzten 20–30 Jahre sowohl für die Verschönerung der Stadt selbst, für Verbesserung der Straßen, der Brunnen und der Beleuchtung, als für Erweiterung und Vermehrung der Unterrichts-Anstalten und Schul-Gebäude, und für Verbesserung und würdigere Ausstattung der Kirchen, der Kranken- und Wohlthätigkeits-Anstalten geschehen ist, und wie dadurch sowohl


  1. Vom ganzen Gemeinde-Budget fallen 4 fl. 35 kr. auf den Einwohner. Nach Hübner treffen an Communal-Einnahmen in Berlin 7, in Cöln 51/8, in Dresden 3, in Leipzig 10, in Hannover 41/2, in Cassel 85/8 Thaler auf den Kopf. In Paris, wo 331/2 Mill. Fr. durch Octroi erhoben werden, ist der Betreff 23–24 fl. auf den Kopf.
Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Moser: Beschreibung des Stadtdirections-Bezirkes Stuttgart. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 266. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartStadt0266.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)